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Phnom Penh

Posted by on 24. März 2013

Am Freitagmorgen erwachten wir um 06:15 Uhr, bevor der Wecker losging. Kein Wunder schliesslich schliefen wir am Vorabend bereits um 21:45 Uhr ein. Wir packten unsere Rucksäcke und gingen frühstücken. Das Frühstück war im Zimmerpreis inbegriffen. Wir bekamen riesen Portionen so gross, dass wir einen Teil stehen lassen mussten.

Da es bereits früh am Morgen extrem heiss war, liessen wir uns für einen Dollar von einem Tuk Tuk zur Busstation fahren. Der Bus kam pünktlich, doch leider war es wieder ein alter, schmutziger Bus. Die Klimaanlage war auf Stufe Frost eingestellt, an unserem Sitzplatz konnte man die Lüftung nicht regulieren, da die Knöpfe ausgerissen waren. Wir flickten die Lüftung – mit zwei Pflastern :-)

Defekte Lüftung Reperatur der Klimaanlage

Ziemlich zügig fuhren wir in Richtung „Phnom Penh“. Die Fahrt ging knappe sieben Stunde, eine Stunde mehr als angegeben. Da es zum Laufen etwas zu weit und viel zu heiss war, schnappten wir uns ein Tuk Tuk, welches uns in unser Guesthouse fuhr. Der Fahrer wollte uns weitere Fahrten verkaufen, doch wir wussten, dass seine Preise nicht gut waren und liessen ihn abblitzen.

Wir bezogen unser Zimmer im 5. Stock. Für Amerikaner, welche das Erdgeschoss als 1st Floor bezeichnen, wäre es der 7. Stock gewesen. Wir behaupten, das Zimmer war im 6. Stock. Doch die Asiaten zählen nur fünf Stockwerke, vermutlich da es im ersten Stock nur ein Zimmer gab und das zu wenig für ein ganzes Stockwerk ist ;-) Anyway, auf jeden Fall schleppten wir die Rucksäcke die Treppe hinauf, Lifte sucht man hier in Kambodscha vergebens. Das Zimmer war klein jedoch sauber.

Wir kühlten uns zuerst mit einem kalten Getränk etwas ab, bevor wir durch den nahegelegenen Markt schlenderten. Es war sehr viel los und einige Leute quetschten sich mit den Rollern durch die Menschenmenge.

Markt in Phnom Penh Markt in Phnom Penh

Nach einer Weile hatten wir es gesehen und kehrten in unser Guesthouse zurück. Wir buchten eine Tuk Tuk Tour für den kommenden Tag, das Angebot vom Guesthouse war einmal mehr günstiger als auf der Strasse und wir wussten, dass wir einen anständigen Fahrer bekommen. Wir genossen es, dank der Klimaanlage einige Minuten nicht zu schwitzen, duschten und machten uns bereit für das Abendessen.

Wir liefen etwas herum und suchten einen günstigen Ort zum Essen. In der Parallelstrasse zu unserem Hotel sind uns einige anrüchige Bars aufgefallen. Es ging auch nicht lange, bis wir die ersten Prostituierten sahen. Des Weiteren sahen wir hier, viele ältere, westliche Männer mit jungen Asiatinnen, vor diesem Anblick wurden wir seit „Koh Samui“ mehr oder weniger verschont. Hier in der Hauptstadt Kambodschas gab es auch vermehrt bettelnde Leute, zum Teil Kinder, alte Leute und viele Leute welche körperlich behindert sind. Wir assen etwas und kehrten dann bald in unser Zimmer zurück. Man konnte keine 10 Meter gehen, ohne dass man angebettelt, einem ein Tuk Tuk, Drogen oder kopierte Bücher angeboten wurde.

Am nächsten Morgen gingen wir frühstücken und wurden pünktlich um 08:30 Uhr von unserem Tuk Tuk Fahrer abgeholt. Die Schreckensherrschaft der „Roten Khmer“, vor knapp 40 Jahren, hat dieses Land geprägt. Wir wollten etwas mehr darüber erfahren und entschieden uns das „Tuol-Sleng-Genozid-Museum“ das ehemalige Gefängnis „S-21“, sowie „Choeung Ek“ das bekannteste der über 200 „Killing Fields“ zu besuchen. Die folgenden Informationen sind grausam und eventuell nicht für alle Leser geeignet. Ich habe den Text mit den schlimmen Informationen kursiv gekennzeichnet, wer diesen Teil überspringen möchte, sucht einfach weiter unten den Teil, welcher wieder in normaler Schrift geschrieben ist.

Unser Tuk Tuk Fahrer brachte uns zuerst zum „Tuol-Sleng-Genozid-Museum“. Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um eine ehemalige Schule, dass von den „Roten Khmer“ nach der Eroberung „Phnom Penhs“ als Gefängnis mit systematischer Folterung der Insassen genutzt wurde. Dazu wurden die vier Gebäude der Schule in unter Strom stehenden Stacheldraht eingefasst und die Klassenräume in Gefängniszellen und Folterkammern umgewandelt. Stacheldrahtgeflecht vor den Aussengängen der einzelnen Gebäudeteile sollte verzweifelte Gefangene daran hindern, Selbstmord zu begehen.

Sicht auf ein S-21 Gebäude Sicht aus dem Flur

Zwischen 1975 und 1979 waren zwischen 14‘000 und 20‘000 Menschen aus allen Teilen Kambodschas dort inhaftiert, unter anderem auch Mitglieder der „Roten Khmer“, die in den Augen der Führung als Verräter galten. Sie wurden gefoltert und ermordet, weil sie sich nach Ansicht der Roten Khmer eines Verbrechens schuldig gemacht hatten, „subversive Elemente“ oder schlicht „Intellektuelle“ waren, also beispielsweise eine Fremdsprache beherrschten oder eine Brille trugen. Ungefähr 1‘720 Personen waren für das Folterzentrum tätig.

Tuol Sleng der radikale Anführer der „Roten Khmer“ meinte: „Der Zweck der Folter ist es, Antworten zu erhalten. Wir machen das nicht aus Spass. Wir müssen sie verletzen, damit sie schnell antworten. Eine weitere Methode ist, sie seelisch zu zerbrechen, ihnen den Willen zu nehmen.“

Wichtige Mitglieder der Gesellschaft wurden in Einzelzellen gefangen gehalten und an ein Gitterbett gekettet. Deren Familienangehörige und alle anderen Insassen, von denen keine Bedeutsamkeit erwartet wurde, wurden in Minizellen von etwa zwei Quadratmeter untergebracht und an die Wand gekettet. Diese Minizellen entstanden durch weitere Unterteilung der ehemaligen Schulklassenräume. Als Toilette stand den Gefangenen ein etwa schuhkartongrosser Behälter zur Verfügung.

Kleine Zelle im S-21 Raum im S-21

Als Foltermethoden kamen im S-21 Elektroschocks, das Untertauchen in Wasserbottichen, sogenanntes „Waterboarding“, das Aufhängen an einem Galgen bis zum Eintreten der Bewusstlosigkeit, wobei die Hände hinter dem Rücken mit einem Seil zusammengebunden wurden und das Opfer daran aufgehängt wurde, Daumenschrauben und das Einführen von Säure oder Alkohol in die Nase zum Einsatz. Obwohl viele Menschen daran starben, war es verpönt, sie absichtlich dabei zu töten, weil die „Roten Khmer“ Geständnisse haben wollten.

Neben der Folter kam es vereinzelt zu chirurgischen Eingriffen an Insassen, um die anatomischen Kenntnisse des medizinischen Personals zu verbessern. Zudem wurde Insassen Blut entnommen, um Transfusionen für verwundete „Rote Khmer“-Kämpfer bereitzustellen. Bei etwa 100 Opfern führte diese Behandlung aufgrund des Blutverlusts zum Tod.

Als das Gefängnis befreit wurde, waren noch 14 Insassen am Leben, wovon noch weitere starben, da sie zu schwach, ausgehungert und zu krank waren. Nach einer Woche waren es dann nur noch sieben von insgesamt mindestens 14‘000 Gefangenen, die S-21 überlebten.

Wir besichtigten das Museum für zirka 1.5 Stunden, danach wollten wir gehen. Es ist ein unangenehm spezielles Gefühl, an einem Ort zu sein, an welchem so viele Leute leiden und sterben mussten. Unser Tuk Tuk Fahrer fuhr uns zur Stadt heraus zum etwas abgelegenen „Choeung Ek“. Wir wussten, dass die Besichtigung der sogenannten „Killing Fields“ nicht einfach ist und beschlossen den Platz zu verlassen, wenn es jemanden von uns beiden zu viel wird. Im Eintrittspreis von 5$ pro Person, ist eine Audio-Tour inbegriffen, welche in 16 Sprachen angeboten wird. Die Audio-Tour ist qualitativ sehr hochwertig.

„Choeung Ek“, ein ehemaliger Obstgarten und chinesischer Friedhof etwa 17 Kilometer südlich von „Phnom Penh“, ist das bekannteste der sogenannten „Killing Fields“, auf denen das Regime der „Roten Khmer“ zwischen 1975 und 1979 etwa 17‘000 Menschen exekutierte. Massengräber mit 8‘895 Leichen wurden hier nach dem Fall der Diktatur entdeckt. Besonders einprägend dabei sind die Bilder tausender Totenschädel und anderer menschlicher Überreste, welche die Felder Kambodschas übersäten. Die Totenschädel werden heute zum Teil in einem Stupa aufbewahrt, der zum Gedächtnis an die Toten auf dem Gelände in „Choeung Ek“ errichtet wurde. „Choeung Ek“ ist nur eines von über 300 „Killing Fields“, welche im ganzen Land verteilt waren.

Da teilweise mehr Leute pro Tag ankamen, als getötet werden konnten, wurden die Leute temporär in einem „Warteraum“ eingesperrt. Es wurden jeweils ganze Familien exekutiert, schliesslich sollte sich später niemand rächen können. Damit die auf ihren Tod wartenden Leute die Schreie der Sterbenden nicht hören konnten, wurde die Anlage vom „magischen Baum“ aus mit Musik beschallt.

Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Die Köpfe der Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Als Forscher den „Killing Tree“ entdeckten, fanden sie Blut, Haare und Resten von menschlichem Hirn an der Baumrinde.

Der Killing Tree! :-(

Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind. Durch starken Regen und Erosion kommen immer noch Kleidung und Knochenreste aus dem Boden, die von den Mitarbeitern der Gedenkstätte alle zwei bis drei Monate eingesammelt werden.

Massengrab auf dem Killing Field Massengrab auf dem Killing Field
Kleiderresten, welche aus dem Boden ragen Massengrab

Während der Herrschaft der „Roten Khmer“ kamen knapp 3 von 8 Millionen Kambodschaner ums Leben, sie wurden zu Tode gefoltert, exekutiert, verhungerten oder mussten sich wie Sklaven zu Tode arbeiten.

Die Besichtigung berührte uns zu tiefst. Es wird vermutlich von etwas dauern das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Trotzdem können wir diese Besichtigung weiterempfehlen, um mehr über das Land und über die Geschichte zu erfahren, die das Land dermassen prägte.

Zurück im Tuk Tuk wollten wir diesen Ort nur noch verlassen. Die Frage, ob wir auf der nahegelegenen „Shooting Range“ verschiedene Waffen abfeuern möchten, wurde von uns mit einem vehementen, schon fast aggressiven „NO!“ beantwortet. Internet Recherchen zufolge wird die „Shooting Range“ gut genutzt, was bei uns auf totale Verständnislosigkeit trifft.

Wir genossen die knapp Stündige Fahrt im Tuk Tuk zurück in unser Guesthouse, auf dem Weg gab es viel zu sehen und der Fahrtwind kühlte uns etwas ab. Zurück angekommen, setzten wir uns hin und entspannten etwas. In „Phnom Penh“ gibt es, neben zahlreichen Tempeln,  nicht viel mehr zu sehen, ausserdem war es uns zu heiss. Gegen 16:45 Uhr, als die Sonne etwas nachliess, liefen wir die Flusspromenade entlang bis zum Königspalast. Auf dem Rückweg fanden wir ein Restaurant mit toller Aussicht auf den Fluss. Wir bestellten uns das „Khmer BBQ“, ein typisches Tisch-Barbecue hier in Kambodscha.

Promenade von Phnom Penh Fünf auf einen Streichè
Der Königspalst Khmer BBQ

Bilder: Phnom Penh

One Response to Phnom Penh

  1. Carl E. Kunz

    Ich hatte seinerzeit die Schreckensherrschaft der roten Khmer aus der sicheren Schweiz mit Grauen und Kopfschütteln verfolgt. Nach dem 2. Weltkrieg waren die Amis kaum je am richtigen Ort! Was Adolf für die braunen, rechts aussen war, waren die roten Khmer unter der Führung von Pol Pot für die rote Linke: die grausamsten Massenmörder. Beide hatten als Berufsleute versagt, beide waren Psychopaten und gute Schwätzer. Darum, trau keinem Politiker. Alle sind sie Schwätzer, viele nicht grausam, einige keine Versager.

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