Spendenaktion

Am Donnerstagmorgen verliessen wir die schöne Insel „Koh Rong“ wieder. Auf der einen Seite schade, denn es war wirklich toll, auf der anderen Seite war es aber auch okay, denn so langsam wurde es langweilig. Die Bootsfahrt zurück ans Festland war wenig spektakulär. Wir erreichten „Sihanoukville“ nach zirka 1.5 Stunden und wurden mit einem Shuttlebus ins Dorfzentrum gefahren. Von dort liefen wir in unser Guesthouse. Unsere grossen Rucksäcke hatten wir im Guesthouse deponiert und wieder zurück erhalten. Wir checkten ein und bezogen unser Zimmer.

Wir prüften wie viel Geld durch unsere Spendenaktion zusammen gelaufen ist. Insgesamt kam CHF 400.- zusammen, was uns sehr gefreut hat. Leider hatten sich an der Aktion nur sechs Personen/Paare beteiligt, was wir wirklich sehr bedauern. Persönlich wäre es mir sympathischer gewesen von 20 Beteiligten jeweils CHF 20.- zu erhalten, anstatt von sechs grosszügigen Spendern die CHF 400.- zu bekommen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich bei allen Beteiligten bedanken, dieser Bericht ist euch gewidmet.

Einige Tage zuvor hatten wir dem „Rainbow House“ ein E-Mail geschrieben, wir wollten wissen, wie viele Kinder im Waisenhaus leben und was genau benötigt wird. Leider hatten wir keine Antwort erhalten. Wir versuchten telefonisch Kontakt aufzunehmen, doch über die schlechte Telefonverbindung verstanden wir uns gegenseitig nicht. An der Rezeption von unserem Guesthouse halfen uns die Damen, sie riefen nochmals an. Ich bekam jemanden ans Telefon der Englisch sprach. Wir erfuhren, dass insgesamt 10 Kinder im Waisenhaus leben und sie alles benötigen was auf dem Flyer, welchen wir in der Hand hatten, brauchen können.  Wir hatten uns eigentlich detailliertere Informationen erhofft.

Irgendwie fanden wir es übertrieben CHF 400.- für „nur“ 10 Kinder zu spenden. Unser Gedanke war vielen Kindern zu helfen. Wir fragten also im Guesthouse, ob es noch weitere Waisenhäuser in „Sihanoukville“ gibt. Angeblich gebe es nur noch eine andere Stiftung in der Stadt gibt, diese jedoch sehr viel Spendengelder erhält. Wir überlegten uns lange, was wir nun mit dem vielen Geld machten sollten. Plötzlich kam uns in den Sinn, dass wir auf dem Weg zu unserem Lieblingsstrand, jeweils an Wellblechhäusern vorbeifahren. Es sind nichts anderes als Slums. Wir fragten im Guesthouse, ob sie diese Hütten kennen und ob diese Leute wirklich so arm sind, wie es auf den ersten Augenblick scheint. Es wurde uns bestätigt, dass diese Leute die aller Ärmsten in der Region sind und zudem dort viele Kinder wohnen. Viele Kinder? Zwar sind diese weder obdachlos noch Waisen, aber bedürftig auf jeden Fall. Wir entschieden uns also einen Teil der Spenden diesen Leuten zu kommen zu lassen.

Wir hatten in Erfahrung gebracht, dass es einen günstigen Supermarkt in der Stadt gibt. Wir fragten die freundlichen Damen an der Rezeption, wo sich dieser Supermarkt befindet. Die Damen meinten jedoch synchron, wenn wir wirklich günstig einkaufen möchten, dann am lokalen Markt in der Stadt. Da hatte sie bestimmt Recht, nur erhalten wir Langnasen nicht die gleichen guten Preise wie die Einheimischen. Sreivan, eine Mitarbeiterin der beiden Angestellten, bot uns an, mit uns auf den Markt zu kommen und die Preise für uns zu verhandeln. Um 14:00 Uhr hatte sie Feierabend und begleitete uns. Wir fuhren mit dem Tuk Tuk zum Markt und sie folgte uns mit ihrem Motorrad.

Markt in Sihanoukville Markt in Sihanoukville

Am Markt ging es dann los. Wir kauften bei verschiedenen Ständen ein, um auch dort das Geld etwas zu verteilen. Natürlich mussten wir pro Stand eine gewisse Menge einkaufen, bekamen dafür zum Teile die Konditionen unseres Guesthouses! Mit den umgerechneten 420 US Dollar kauften wir:

Hygieneartikel                                 $ 149.5
55 Zahnbürsten
30 Zahnpasten
30 Seifen
30 Haarshampoo

Schulmaterial                                    $ 33
30 Hefte
30 Kugelschreiber
3 Fussbälle

Lebensmittel                                     $ 222.50
360 Eier
120kg Reis
20kg Kartoffeln
20kg Süsskartoffeln
20kg Karotten
10kg Zwiebeln
8kg Knoblauch
25 Flaschen Fischsauce
10kg Orangen
10kg Mango

Transport                                           15$
Tuk Tuk

Das Tuk Tuk war so beladen, dass wir beide kaum noch Platz fanden.

Das beladene Tuk Tuk Das beladene Tuk Tuk

Wir fuhren zurück in unser Guesthouse. Dort erhielten wir einen Platz, wo wir die Waren aufteilen konnten. Uns wurde gesagt, dass in den „Slums“ etwa 15 bis 20 Familien leben, unseren Erinnerungen zufolge könnte das etwa zutreffen. Wir packten also 20 Säcke mit Hygieneartikel und Schulmaterial und 20 Säcke mit Gemüse, der Reis wurde uns auf dem Markt bereits in 20 Säcke für die Familien und in einen grossen Sack für das Waisenhaus abgepackt. Bis abends nach 19 Uhr verteilten wir die Waren in die Säcke, leider war es zu spät um die Spenden noch zu übergeben. Das Guesthouse bot uns an, das ganze Material im Guesthouse zu verstauen, so dass keine Mäuse und Ratten sich daran begnügen.

Das Muster Sara am Packen
Die Spenden-Tüten Sauber im Guesthouse verstaut

Nach getaner Arbeit gingen wir direkt Essen. Wir entschieden uns für das Restaurant, welches wir so mochten und nur wenige Meter entfernt ist. Das Barbeque war wieder köstlich und wir am Ende. Zurück in unserem Zimmer gingen wir ziemlich bald schlafen.

Am Freitagmorgen mussten wir aufstehen, um 09:00 Uhr hatten wir mit unserem Tuk Tuk Fahrer abgemacht. Wir gingen kurz frühstücken. Danach füllten wir das Tuk Tuk mit dem Material für die armen Leute. Einmal mehr alles vom ersten Stock ins Tuk Tuk tragen. Vollbeladen wurden wir in Richtung „Otres Beach“. Dort angekommen schnappte ich mir jeweils einen Sack Reis, einen Sack Gemüse und einen Sack mit Hygieneartikel und Schulmaterial und ging von Haustür zu Haustür. Sara wartete beim Tuk Tuk, schaute dass sich niemand selbstbedient und gab mir jeweils die Säcke heraus.

Es wollte sich niemand selbstbedienen, die Leute warteten vor ihren Haustüren und nahmen die Gesten dankbar entgegen. Überall wimmelte es von Kindern in jedem Alter! In der Zwischenzeit übergab Sara den Kids zwei Fussbälle. Eigentlich wollten wir das fotografieren, wie die Kinder mit den Bällen wegspringen, doch das alles ging viel zu schnell :-) Nach den ersten paar „Lieferungen” wurde mir klar, dass hier viel mehr als nur 15 bis 20 Familien wohnen, auch der Tuk Tuk Fahrer, welcher ursprünglich auch glaubte, dass es reiche, schaute mich an und meinte nur, dass es immer mehr werden und zwar innert kürzester Zeit. Ich fühlte mich ein wenig elend, denn ich wusste, dass nicht alle gleichviel erhalten werden. Wir verteilten die Säcke so gut es ging und mussten schlussendlich mit leeren Händen gehen, im Wissen nicht allen geholfen zu haben. Ich glaube das ist das Los wenn man helfen will, man kann nicht allen gerecht werden und obwohl man etwas Gutes tut, fühlt man sich am Schluss schuldig und schlecht.

Die Kinder von den Slums Slums von Sihanoukville
Slums von Sihanoukville Wer hat dieses Bild gemacht? Ich war's nicht!

Es blieb uns nichts anderes übrig, wir fuhren in unser Guesthouse zurück und packten die Waren für das Waisenhaus in unser Tuk Tuk. Nach einigen Umwegen und vielem Nachfragen erreichten wir das „Rainbow House“. Der Typ, ein Volontier aus England, welcher uns vor einer Woche am Strand ansprach und uns den Flyer in die Hand drückte, schaute uns an und sagte nur: „Hey, you are the guys from the beach! Unbelievable you are here, with lots of stuff!“ Auf Deutsch, er erkannte uns sofort wieder und war gerührt, dass wir mit einem ganzen Tuk Tuk voller Sachen zu ihnen kommen. Alle Kinder, der Tuk Tuk Fahrer, die Volontiere und wir packten an und trugen alles in die Küche. Die beiden Volontiere trauten ihren Augen kaum und bedankten sich hundertmal. Wir erklärten ihnen, dass wir über Ostern auf unsere Website einen Spendenaufruf gemacht hatten, sie waren begeistert.

Die beiden Engländer, von welchen wir leider die Namen nicht kennen, stellten uns den Heimleiter sowie alle Kinder vor und zeigten uns das Waisenhaus. Leider hatten wir nicht viel Zeit, da unser Tuk Tuk Fahrer bereits etwas nervös war, da die Fahren länger dauerten als er dachte. Obwohl es von der Regierung eigentlich verboten ist, im Waisenhaus zu fotografieren, durften wir einige wenige Fotos machen, um diese hier auf dem Blog zu veröffentlichen. Schliesslich ist das Ganze nicht nur unser Erfolg, sondern er Erfolg aller die sich an dieser Aktion beteiligt haben! Durch die Aufteilung der Gaben konnten wir sicherstellen, dass wir insgesamt über 100 Leuten helfen konnten.

Spenden für das Waisenhaus Rainbow House
Das Rainbow House Die Kinder vom Rainbow House

Wir gingen zurück in unser Guesthouse. Die ganze Aktion machte und ziemlich müde, schliesslich war es nicht nur die körperliche Arbeit, das Ganze war auch ziemlich Emotional. Wir verbrachten den restlichen Nachmittag am Pool. Am Abend gingen wir in ein englisches Pub und assen wieder einmal etwas typisch Westliches. In der „Happy Hour“ bestellen wir uns zwei „Woo Woo“ ein absolut geiler Drink, um auf unseren erfolgreichen Tag anzustossen.

Auch am Samstagmorgen fing der Tag mit dem Frühstück im Guesthouse an. Wir mieteten einen Roller und fuhren zum letzten Mal zum „Otres Beach“. Auch am Samstag fuhren wir an den „Slums“ vorbei dieses mal mit gemischten Gefühlen. Wir genossen noch einmal das schöne Meer und die Sonne von Kambodscha. Am Abend gingen wir ein letztes Mal zu in unser Lieblings-Barbeque-Restaurant, wo man unser mittlerweile sehr gut kennt. Zum Abschluss gönnten wir uns nochmals zwei „Woo Woo“, habe ich schon erwähnt, dass die richtig gut sind? ;-)

Bilder: Spendenaktion

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