Ho-Chi-Minh City (Saigon)

Am Donnerstagmorgen wurden wir pünktlich 07:30 Uhr von einem Minibus bei unserem Guesthouse abgeholt. Wir wurden zur Busstation gefahren, welche etwas ausserhalb der Stadt liegt. Wir stiegen in den Bus um, welcher ebenfalls pünktlich losfuhr. Der Bus war vergleichsweise gut, wir hatten wieder einmal genügend Platz für unsere Beine. Die Fahrt nach „Ho-Chi-Minh“ dauerte vier Stunden. Leider fuhr uns der Bus nicht in die Stadt hinein, wir mussten ziemlich ausserhalb, an einem grösseren Busbahnhof aussteigen. Die asiatischen Fahrgäste organisierten sich sofort ein Taxi oder ein Motorradfahrer, mit welchem sie in die Stadt fuhren. Ein Taxi war uns zu teuer und mit unseren grossen Rucksäcken hätten wir zwei Motorräder benötigt, was auch wieder zu teuer gewesen wäre. Wir schauten uns um, an dieser Bushaltestelle hielten auch viele Stadtbüsse. Ein Fahrer winkte und zu sich und fragte wo wir hinwollen, wir sagten ihm, dass wir in den „District 1“ möchten, was er bereits vermutete, da die meisten Touristen dahin gehen. Wir waren somit bereits im richtigen Bus, die Fahrt kostete uns 25 Cent pro Person und Rucksack. Im Stadtzentrum wurden wir ausgeladen und liefen zu unserem Hostel, welches sich mitten im „District 1“ im „Backpacker Viertel“ befindet. Auf der Fahrt in die Stadt sahen wir Shops von Nike, Gucci, Adidas, Burger King, KFC, Starbucks und vielen weiteren Marken, hier gibt es alles auch, was der Westen zu bieten hat.

„Ho-Chi-Minh City“ wie die Stadt heute offiziell heisst, ist vielen besser bekannt als „Saigon“, wie sie auch von vielen Vietnamesen nach wie vor genannt wird. Es ist die grösste Stadt in Vietnam, rund acht Millionen Menschen leben in „Ho-Chi-Minh City“. Täglich befinden sich rund zwei Millionen Motorräder auf den Strassen der Grossstadt. Im Vergleich zu anderen Orten in Südostasien ist die Stadt sehr sauber. Der wirtschaftliche Erfolg der Metropole ist unschwer zu erkennen, zwischen alten, einfachen Gebäuden ragen moderne Hochhäuser in die Luft. Der Kontrast zwischen alt und neu, reich und arm, alternativ und modern ist einerseits markant, andererseits jedoch zerfliessen diese Welten nahtlos in einander.

Nachdem wir unsere Rucksäcke deponierten, liefen wir etwas im „Backpacker Viertel“ umher. Wir wollten uns zudem um unsere Bustickets in den Norden kümmern. Wie wir erfahren haben, gibt es sogenannte „Open Bus Tickets“, welche von verschiedensten Busgesellschaften angeboten werden. Diese „Open Bus Tickets“ beinhalten mehrere Busfahrten vom Süden in den Norden. Man kann in jeder grösseren Ortschaft den Bus verlassen und nachbelieben wieder weiterreisen. Wir informierten uns im Internet, welche Busgesellschaften seriös sind welche wir meiden sollten. Schnell stellte sich heraus, dass man sehr aufpassen muss, da viele Agenturen gefälschte Tickets verkaufen, andere Namen kopieren und sich als eine andere Firma ausgeben und so weiter. Wir gingen auf Nummer sicher und besuchten die Hauptfiliale von „The Sinh Tourist“, früher unter dem Namen „Sinh Cafe“ bekannt. Wir informierten uns vor Ort über das „Open Bus Ticket“ und die Vorteile. Zu unserem grossen Erstaunen mussten wir feststellen, dass es keine Vorteile gibt. Wenn man die Tickets von einer Ortschaft zur nächsten einzeln bucht, bezahlt man den gleichen Preis, hat jedoch die Möglichkeit die Busgesellschaft frei auszuwählen, wobei man sich mit einem „Open Bus Ticket“ für eine Busgesellschaft verpflichtet. Wir buchten somit natürlich nur die Weiterfahrt in die nächste Ortschaft und verzichteten auf ein „Open Bus Ticket“.

Die Stadt gefiel uns sofort. Obwohl der Verkehr zum Teil etwas hektisch ist und man beim Überqueren der Strasse etwas vorsichtig sein sollte und man alle 10 Meter von jemanden angesprochen wir, welcher einem etwas verkaufen möchte, ist die Stadt total ausgeglichen. Wir genossen die Vorzüge der Grossstad und gönnten uns seit längerer Zeit wieder einmal einen „Bubble Tea“. Gleich um die Ecke fanden wir eine Bäckerei, welche ausgesprochen gut war. Am Abend assen wir leckeres vietnamesisches Essen. Das Essen in Vietnam ist wieder besser als in Kambodscha, dafür sind die Portionen mickerig. Nach dem Essen verweilten wir etwas in einer Restaurant-Bar welche sich zuoberst in einem Hotel befand. Obwohl wir „nur“ im achten Stockwerk waren, war die Aussicht toll.

Leute in einer Strassen-Bar Aussicht von der Bar

Am Freitag machten wir uns am Morgen auf und besichtigten die Stadt zu Fuss. Es gab im Umkreis von wenigen Kilometer einige Sehenswürdigkeiten. Wir liefen zuerst ins zirka 40 Minuten entfernte „War Remnants Museum“. Das Kriegsmuseum war sehr interessant und wir lernten viel über den Vietnam Krieg. Gewisse Informationen und Bilder waren sehr grausam. Nach ungefähr einer Stunde verliessen wir das Museum wieder und liefen zum „Independence Palace“. Da uns die Bilder vom inneren des Palastes nicht überzeugten und wir bis nach der Mittagspause hätten warten müssen, entschieden wir uns weiterzugehen. Wir gingen weiter zur „Cathedral Notre-Dame“. Die alte, grosse Kathedrale war zwar sehr schön, passte aber irgendwie nicht in das asiatische Ortsbild. Gleich gegenüber befand sich das „Central Post Office“ ein altes Postbüro. Nach dem wir einige Fotos gemacht hatten, gingen wir weiter. Wir liefen am Opernhaus vorbei. Die Gegend um das Opernhaus, ist sehr edel. Hier findet man Edel-Boutiquen wie „Louis Vuittons“, „Chanell“, „Hermes“ und andere grosse Namen.

Ho-Chi-Minh Die Strassen von Ho-Chi-Minh
Cathedral Notre-Dame Die Wolkenkratzer

Es fiel uns auch auf, dass man sich hier die Mühe machte, sämtliche Strom- und Telefonleitungen  unter die Erde zu verlegen, was das Ortsbild massiv aufwertete. Wir liefen weiter in Richtung „Saigon River“, auf dem Weg passierten wir an einigen modernen und Wolkenkratzern, der grösste ist der 262 Meter und 68 stöckige „Bitexco Tower“, welcher erst vor drei Jahren eröffnet wurde. Im 48sten Stockwerk gibt es eine Plattform, von welcher man die Stadt von oben besichtigen kann. Leider schlug das Wetter um und es begann zu regnen, wir sparten uns die 10 Dollar pro Person und gingen nicht nach oben. Des Weiteren besichtigten wir den Hafen am „Saigon River“ und liefen dann langsam wieder zurück. Bevor wir ins Hostel zurückkehrten, holten wir uns in der feinen Bäckerei etwas zu Essen und setzten uns im nahegelegenen Park hin, das Wetter war mittlerweile wieder sonnig und heiss. In der ganzen Stadt gibt es überall grosszügige Grünflächen und Parks. Im Park war es dank dem Schatten der grossen Bäume deutlich kühler und auch viel stiller. Zurück im Hostel relaxten wir bis zum Abend, wo wir in einem kleinen Restaurant sehr leckeres vietnamesisches Essen serviert bekamen. Den restlichen Abend verbrachten wir in einer gemütlichen Bar. Wir sassen draussen und beobachteten das Geschehen auf der Strasse.

In Vietnam wird man sehr häufig von Leuten angesprochen, welche einem etwas verkaufen möchten. In der Regel bieten sie Motorbike-Taxis, Sonnenbrillen oder Bücher an. Einige verkaufen Zigaretten und anderen haben einen kleinen Kiosk um den Hals. Selbstverständlich werden auch Massagen, Touren und vor allem viel Drogen angeboten. Doch als ich an diesem Abend ohne Sara kurz in den nahegelegenen Supermarkt ging änderte sich das Angebot rasant! „Hello my friend, bumm bumm? Massage-fuck? Very good, very cheap!“  Wie immer lehnte ich auch dieses Angebot freundlich ab :-)

Am Samstagmorgen mussten wir um 08:15 Uhr in unserem Hostel bereitstehen. Eine Dame begleitete uns zu einem Bus. Wir hatten eine Tour zum bekannten Tempel „Cao Dai“ und zu den berühmten „Cu Chi Tunnels“ gebucht. Bevor wir in den kleinen Bus steigen konnten, war es ein ziemliches Durcheinander, niemand wusste welcher Bus für wen ist. Nach einigen Minuten löste sich das Problem, leider bekamen wir einen etwas älteren Bus mit ziemlich engen Sitzplätzen, meine Beine hatten wieder einmal keinen Platz. Wir fuhren los, nach etwas mehr als einer Stunde hielten wir an einem Ort. Angeblich arbeiten hier Frauen, welche im Krieg die ganze Familie verloren haben. Für uns was das ganze ziemlich suspekt, denn es waren nur einige wenige Frauen am Arbeiten und es gab auch einige Männer dort. Mit dem Bus ging es weiter nach „Tay Nihn“, wo sich der Tempel befindet. Täglich um 12:00 Uhr findet eine Zeremonie statt. Da wir zu viel Zeit bei dieser Verkaufsveranstaltung brauchten, erreichten wir die Kirche erst um 11:50 Uhr und verpassten den Start, was uns sehr ärgerte! Wir liessen uns jedoch nicht demotivieren, der Tempel sah von aussen schon sehr pompös aus. Der „Caoaismus“ ist eine zirka einhundert Jahre alte Religion, welche es hauptsächlich im Süden von Vietnam gibt. Die Schätzungen der Zahl der Anhänger gehen stark auseinander, irgendetwas zwischen zwei und acht Millionen. Nach dem Buddhismus und dem Katholismus ist sie die drittgrösste Religion des Landes. In die Glaubenswelt der Cao Dai Anhänger fliessen Elemente aus Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus ein.  Aber auch Moses, Laotse und Jesus gelten als Propheten. Die Zeremonie war sehr spannen zu beobachten. Eine kleine Kapelle spielte Musik auf lokalen Instrumenten. Die Cao Dai Anhänger trugen verschiedenfarbige Gewänder, leider wissen wir nicht mehr, was welche Farbe genau bedeutet. Der Tempel war auch im Inneren sehr schön.

Cao Dai Temple Im Cao Dai Temple

Nach 40 Minuten ging es bereits wieder weiter. Wir fuhren zu den berühmten „Cu Chi Tunnels“  welche sich zirka 70 Kilometer nordwestlich von „Ho Chi Minh City“ befinden. Die ersten Tunnel von „Cu Chi“ entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Nachdem die Vietnamesen über die Franzosen gesiegt hatten, entsandten die USA Truppen nach Vietnam. Als sie unweit von „Cu Chi“ ein Hauptquartier errichteten, ahnten sie noch nicht, dass der Feind unter der Erde lauerte. In den 60er Jahren erweiterten vietnamesische Partisanen, die Vietcong, das Tunnelsystem in Ausdehnung und Tiefe massiv, bis es schliesslich auf eine Gesamtlänge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Unter der Erde waren ganze Städte entstanden mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Gebäude waren durch Tunnel von zirka 80cm Höhe und 60cm Breite verbunden. Als Eingänge dienten mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren. Die Eingänge waren zudem durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen wie Bambusspiesse gesichert.

Die Besichtigung war einerseits sehr interessant und lehrreich, andererseits natürlich einmal mehr tragisch und grässlich. Sara stieg in einen originalen Eingang hinein, ich hatte keine Chance, das Loch war viel zu klein. Da die Amerikaner das Tunnelsystem mit B-52 Bombern zum Einsturz bringen wollten, befinden sich überall riesige Krater, die Mission der Amerikaner scheiterte um übrigen.

Die meisten Tunnelsysteme sind mittlerweile verfallen oder verschüttet worden. Nur einige Gänge sind erhalten geblieben. Ein 90 Meter langes Stück das extra für Touristen auf 120cm Höhe und 80cm Breite vergrössert wurde kann man besichtigen. Sara und ich stiegen in den vergrösserten Tunnel hinunter. Der Tunnel war sehr eng und die Luft war moderig und stickig. Sara ging voran und schaffte ganze 40 Meter, mir war der Tunnel zu eng, ich kehrte nach nur wenigen Metern wieder um. Wir bewunderten die Vietnamesen wie sie die vielen Jahre in den Tunneln verbrachten konnten! Wie wir im Nachhinein erfahren hatten, starb vor einiger Zeit ein junger Mann, welcher in diesem Tunnel von einem Skorpion gestochen wurde!

Sara klettert in den Eingang Alte Falle
Sara im Touristentunnel Emanuel im Touristentunnel

Neben den Tunnels wurden uns die brutalen Fallen der Vietnamesen gezeigt. Selbstverständlich gab es auch hier eine „Shooting Range“, wo man verschiedenste Waffen abfeuern konnte. Wir verliessen diesen Platz, da wir es einmal mehr grausam fanden, eine Schusswaffe an einem Platz abzufeuern, wo tausende Leute ihr Leben verloren.

Nach der Besichtigung fuhren den zurück nach „Ho-Chi-Minh“. Wir assen wieder vietnamesische Gerichte und verbrachten noch einen Abend in der gemütlichen Bar, wo wir das Leben auf der Strasse beobachten konnten.

Eigentlich war geplant, dass wir am Sonntag „Ho-Chi-Mihn“ wieder verlassen und weiterreisen. Da uns die Stadt so gut gefiel, änderten wir unsere Bustickets und verschafften uns so einen Tag mehr in der Grossstadt. Wir konnten es nicht sein lassen, mieteten uns einen Roller und mischten uns unter den zwei Millionen Mopeds. Die Fahrt mit dem Roller machte sehr viel Spass, war zum Teil auch etwas anstrengend und benötigte mehr Konzentration als sonst. Wir fuhren zur Pagode „Viet Nam Quoc Tu“. Unseren Roller konnten wir jeweils für 5000 Dong „sicher“ Parkieren. Wer seinen Roller irgendwo am Strassenrand parkiert, muss damit rechnen, dass dieser ziemlich schnell weg ist. Wir fuhren weiter in den „District 5“ wo sich das „China Town“ befindet. Wir fuhren kurz durch, es war nicht wirklich spektakulär. Weiter ging es zum Zoo und Botanischen Garten, welche sich auf der anderen Seite des Stadtzentrums befinden. Der Eintritt kostete und jeweils 12‘000 Dong, was weniger als 60 Rappen sind. Wir verweilten etwas im Zoo und Botanischen Garten, es war nett aber mehr auch nicht. Da es Sonntag war, hatte es sehr viele Vietnamesen dort, viele waren am Picknicken oder schlenderten einfach etwas umher. Wir beendeten unsere Fahrt um einer Umfahrung der Stadt und herrlichem Blick auf die Hochhäuser von „Ho-Chi-Minh“. Auf der Rückfahrt besuchten wir noch den „Ben Thanh Market“, wir brauchten neue FlipFlops und einige T-Shirts :-)

Auf dem Roller Auf dem Roller

Zurück in unserem Hostel sahen wir Silvia und Jessica, welche wir bereits von „Phu Quoc“ kannten. Mit Silvia waren wir sogar noch auf dem Mekong Delta unterwegs. Wir verabredeten uns gleich zum Abendessen. Nach dem Essen, welches leider nur durchschnittlich gut war, gingen wir weiter in eine der vielen Strassenbars. Eigentlich bestehen die Bars nur aus einigen Kühlschränken und winzig kleinen Stühlen die überall aufgestellt werden. Wir tranken friedlich ein Bierchen, als plötzlich Hektik ausbrach. Die Betreiberin und ihre Tochter räumten alle Tischchen und Stühlen weg, welche auf der Strasse standen. Wir sassen auf dem Grundstück, somit waren wir nicht betroffen. Wenige Augenblicke war dann alles klar, die Polizei fuhr durch das Quartier und die Stühle auf der Strasse sind verboten. Durchdass nun einige Leute keinen Stuhl mehr hatten, winkten wir vier anderen zu, sie sollen sich zu uns setzen, da bei uns noch viel Stühle frei waren. Die zwei Jungs waren aus den Vereinigten Staaten und die beiden Mädels aus Kanada. Wir hatten einen lustigen Abend mit der Gruppe, gingen dann aber schlafen, da unser Bus relativ früh am nächsten Morgen fährt.

Bilder: Ho-Chi-Minh City (Saigon)

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