Hiroshima

Am Nachmittag nahmen wir den nächstbesten „Shinkansen“ von „Himeji“ nach „Hiroshima“, unserem nächsten und südlichsten Stopp in „Japan“. Die Fahrt dauerte nur knapp eine Stunde, es war wieder der Zugtyp, mit welchem wir bereits nach „Himeji“ fuhren. In „Hiroshima“ angekommen, nahmen wir das Tram und fuhren 20 Minuten bis zu unserem Hotel. Die Trams sind vergleichbar mit denen in der Schweiz, mit dem grossen Unterschied, dass die Fahrt viel langsamer ist. Immer wieder wartete das Tram eine bis zwei Minuten, bevor es weiterfuhr.

Im Hotel konnten wir gleich einchecken. Wir bekamen ein Zimmer im 12. Stock, das Zimmer war sehr klein aber gut und vor allem sauber. Es war bereits späterer Nachmittag und wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen, um ein gutes Restaurant zu suchen. Schnell fanden wir heraus, dass „Hiroshima“ eine lokale Spezialität namens „Okonomiyaki“ hat. Die Bilder im Internet sahen sehr gut aus und die Speise wurde überall gelobt. In unserer Reisebibel dem „Lonely Planet“ fanden wir heraus, dass es, nur zirka 10 Minuten zu Fuss entfernt von unserem Hotel ein Gebäude gibt, in welchem 25 „Okonomiyaki“ Küchen auf drei Stockwerken verteilt sind. Wir suchten das Gebäude auf. Da angeblich alle Küchen sehr gut seien, gingen wir in den zweiten Stock und setzten uns an einem Ort, wo bereits einige Japaner am Essen waren. Was genau ein „Okonomiyaki“ ist, ist schwer zu beschreiben. Es handelt sich um ein mehrschichtiges Gericht, welches auf einer grossen, heissen Platte Schicht für Schicht angerichtet wird. Zuerst wir eine Art Crêpes gemacht, welche den Boden bildet, danach wird diese Crêpes mit verschiedenem Gemüse, Schinken, Gewürzen belegt und gebraten. Zum Schluss werden „Udon“, dicke japanische Nudeln, angebraten und dazugegeben. Aber am besten schaut ihr euch die Bilder an. Soviel noch voraus: Wir lieben „Okonomiyaki“! Es war genial lecker!

Der Chef am Okonomiyaki machen Okonomiyaki
Okonomiyaki FERTIG!

Nachdem Essen wollten wir eigentlich noch etwas trinken gehen, es war schliesslich Samstagabend. Leider hatten wir weder einen Stadtplan noch den „Lonely Planet“ dabei und somit keine Ahnung, welche Bar wo ist. Einfach irgendwo hineinsitzen wollten wir nicht, für das sind die Getränke hier zu teuer. Wir entschieden uns einen Drink im Supermarkt zu organisieren und im Hotelzimmer unser nächstes halbes Jahr ein wenig zu planen :-)

Am Sonntagmorgen schliefen wir etwas länger, wir wussten, dass das Wetter sehr schlecht war. Um 09:00 Uhr mussten wir jedoch aufstehen, da das Hotel nur bis 09:30 Uhr das inbegriffene Frühstück anbot. Wir relaxten noch ein wenig im Zimmer und hofften dass es zumindest aufhört zu regnen, doch dieses Glück wurde uns nicht gewährt. Gegen Mittag rafften wir uns auf und gingen zu Fuss zum „Peace Memorial Museum“. Dieses interaktive Museum zeigt den Atombombenangriff von 06. August 1945 auf „Hiroshima“ und dessen Auswirkung. Die beiden Atombombenexplosionen in „Hiroshima“ und „Nagasaki“ töteten insgesamt etwa 92‘000 Menschen sofort. Weitere 130‘000 Menschen starben bis Jahresende an den Folgen des Angriffs, zahlreiche weitere an Folgeschäden in den Jahren danach.

Hiroshima vor dem A-Bomben Angriff Hiroshima nach dem A-Bomben Angriff

Nach anderthalb Stunden verliessen wir das Museum wieder. Die gewonnen Informationen waren sehr lehrreich und zudem erschütternd. Wenn man bedenkt, was eine solche Bombe vor knapp 70 Jahren anrichten konnte, will man sich nicht vorstellen, welche Auswirkungen eine moderne A-Bombe hätte. Vor einigen Monaten sahen wir auf „Hawaii“ in „Honolulu“ den Angriff der Japaner auf Amerika und heute den wohl grausamsten Gegenangriff der Amerikaner. Unsere Gefühle waren jedoch auch geteilt. Auf der einen Seite bewunderten wir die Japaner für ihre Tapferkeit und Ehrgeiz, mit welchem sie „Hiroshima“ innert kurzer Zeit wieder errichtet haben. Zudem waren die Japaner die ersten, welche sich gegen atomare Waffen äusserten und die restliche Welt aufforderten, sämtliche Atombomben zu vernichten. Auf der anderen Seite verherrlichen die Japaner die enge Kooperation mit den Vereinigten Staaten, welche bekannter Weise über eines der grössten Atombomben-Arsenale der Welt besitzen. Zudem Erzeugten die Japaner einen gross Teil ihres Stroms mit Hilfe von Atomkraftwerken und das obwohl erst vor zwei Jahren, am 11. März 2011 in „Fukushima“, dass nach „Chernobyl“ grösste Atomkraftwerk-Unglück der Geschichte passierte.

Trotz dem schlechten Wetter liefen wir durch den „Peace Memorial Park“ und besichtigten den „Cenotaph“, das „Children‘s Peace Memorial“ sowie den „Atomic Bomb Dome“. Der „Atomic Bomb Dome“ ist eines der wenigen Gebäude, welches im Umkreis von 4.5km um die Bombe einigermassen erhalten blieb, alle anderen Gebäude waren dem Erdboden gleich.

Auf dem Weg zurück ins Hotel liefen wir die Einkaufsstrasse hinunter. Anscheinend gehen die Japaner an einem verregneten Sonntag auch gerne Einkaufen, die Strasse war gut belebt. Wir setzen uns bei Starbucks hin, genossen eine Kaffee und beobachteten das Geschehen auf der Strasse.

Einkaufsstrasse Einkaufsstrasse

Zurück im Hotel entspannten wir ein wenig, was uns bei diesem schönen Zimmer leicht fiel :-) Bezüglich des Abendessens waren wir uns nicht einig. Wir wollten unbedingt noch einmal „Okonomiyaki“ essen. Wir entschieden uns für ein anderes Restaurant im vierstöckigen Restaurantplatz. Die „Okonomiyaki“ waren wieder sehr gut, doch die ersten schmeckten uns besser. Eigentlich wollten wir noch ausgehen, doch alle Bars waren geschlossen und öffneten erst nach 21:00 Uhr. Somit gingen wir zurück ins Hotel.

An diesem Montagmorgen war das Wetter perfekt. Wir machten uns auf, frühstückten kurz und gingen zu Fuss los, um die Stadt zu erkunden. Unser Weg führte uns nochmals beim „Peace Memorial Museum“ vorbei. Der Park sah bei schönem Wetter natürlich viel besser aus. Den „A-Bomb Dome“ sahen wir uns auch nochmals kurz an, bevor wir zu der Burg von “Hiroshima” liefen. Die Burg wurde beim Atombombenangriff auch dem Erdboden gleichgemacht. Das Volk entschied sich jedoch, die historische Stätte Stein für Stein wieder aufzubauen. Es wurde jedoch nur die Burgmauern und die grosse Burg selbst wiederaufgebaut. Bei anderen Gebäuden wurden nur die Grundmauern am Boden festgehalten.

Der Peace Memorial Park bei gutem Wetter! Der A-Bomb Dome
Nur noch die Grundmauern Hiroshima Burg

„Hiroshima“ ist heute eine ganz normale Grossstadt. Abgesehen von den Denkmälern erinnert nichts mehr an die tragischen Ereignisse von 1945. Nach dem Wiederaufbau ab 1949 entwickelte sich Hiroshima zu einem wichtigen Industriestandort und ist heute mit über 1.1 Millionen Einwohnern die elftgrösste Stadt Japans. Da die Atombombe namens „Little Boy“ nicht am Boden, sondern in der Luft explodierte, wurden eventuelle Schäden durch Fallout gering gehalten, die meisten Strahlenschäden wirkten sich nur unmittelbar bei der Explosion aus. Die Strahlenbelastung ist heute nicht über dem Niveau der gewöhnlichen Hintergrundstrahlung durch natürliche Radioaktivität und somit nicht höher als in anderen Gebieten der Erde.

Mit dem Zug fuhren wir zur Fähre, welche uns nach „Miyajima Island“ brachte. Der Zug sowie die Fähre waren in unserem „JP Rail Pass“ inbegriffen, somit war dieser Ausflug für uns gratis. „Miyajima Island“ ist bekannt für die freilebenden Rehe und weltberühmt für das hölzerne Toori aus dem Jahr 1875, das etwa 160 Meter vor dem Schrein steht. Bei Ebbe kann das Toori zu Fuss erreicht werden, bei Flut steht es vollständig im Wasser. Es ist eines der meistfotografierten Wahrzeichen Japans.

Auf der Insel angekommen, besichtigen wir zuerst das rote Toori. Da es erst Mittag und Ebbe war, standen alle Leute um das Toori und wir konnten keine guten Bilder machen. Viele Menschen haben es noch nicht verstanden, das Sehenswürdigkeiten von einigen Metern Entfernung besser aussehen, als wenn man darunter steht! Um die Zeit zu überbrücken, machten wir uns auf und gingen auf den Berg „Misen“. Da wir FlipFlops an hatten und keine Lust auf eine zweistündige Wanderung hatten, entschieden wir uns für die Goldelbahn. Auf dem Berg liefen wir dann doch noch einige Kilometer, genossen die Natur und den Blick auf 535 Meter über Meer. Mit der Gondel liessen wir uns wieder nach unten fahren. Die Flut hatte bereits eingesetzt und die Toori war komplett im Wasser. Endlich Zeit für einige gute Bilder und das gute Stück ohne Leute zu betrachten. Der Schrein und das Toori wurden 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Anfang September 2004 zerstörte ein heftiger Taifun einen grossen Teil der Schreinanlage und das Toori, die Gebäude wurden jedoch rasch wieder neu aufgebaut. Das Toori wurde bereits sechsmal wiederaufgebaut, wir sahen also Toori 7 :-)

Das Torri bei Ebbe Das Torri bei Flut
Das Gondeli Die Aussicht von oben

Nach einiger Zeit auf der schönen Insel, machten wir uns wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Wir genossen die Fahrt auf der Fähre, obwohl es plötzlich ziemlich kühl wurde. Zurück im Hotel fragten wir das Personal nach einem guten, günstigen, japanischen Restaurant. Zu dritt diskutierten sie fünf Minuten lang und sagten dann zu uns: „Wir haben uns entschieden und empfehlen Ihnen…“ Wir konnten und das Lachen kaum verkneifen, das war einfach zu viel des Guten! Das empfohlene Restaurant sah zwar gut aus, aber hatte kein englisches Menü und wir wollten gerne wissen, was wir essen. Wir liefen also etwas herum und fanden kurzdarauf ein anderes Restaurant mit englischem Menü. Das Personal schrie uns an, als wir das Restaurant betraten. Sie schrien auch jede Bestellung lauthals im Restaurant herum und dann bedankte sich das ganze Personal. Ziemlich schräg das Ganze, aber genau das hat uns gefallen. Sara bestellte etwas mit Hühnchen und ich japanische Nudeln mit Fleisch. Mein Gericht war einmal mehr sehr gut. Saras Pouletfleisch sah sehr speziell aus. Ich versuchte einige Bissen und musste dann bald feststellen, dass es sich um Eingeweide handelt, Magen, Leber, Herz usw. Und wir dachten, dass man bei Hühnchen nichts „falsch“ machen kann :-)

Bilder: Hiroshima

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