Nullarbor Plain

Gleich nach der Wanderung im „Flinders Ranges National Park“ verliessen wir diesen auch schon wieder. Man hätte hier noch mehrere Wanderungen unternehmen können. Wir vermuteten aber, dass sich die Aussicht und Umgebung nicht gross verändern würden. Wir fuhren die 150 Kilometer zurück nach „Port Augusta“. Die Strecke war wie schon bei der Hinfahrt kahl und man hatte das Gefühl im Nirgendwo zu sein. Auf dieser Strecke gibt es auch genau zwei kleine Dörfer, die wahrscheinlich nicht mehr als 300 Einwohner zählen.

Von „Port Augusta“ aus fuhren wir direkt weiter bis zum 160 Kilometer entfernten „Kimba“. Unmittelbar nach „Port Augusta“ sahen wir an einer Kreuzung ein Schild, welches links mit „Perth“ und rechts mit „Alice Springs“ angeschrieben war. Wow! Was für eine Tafel, das wäre wie wenn es in Zürich eine Tafel gäbe, welcher links mit „Barcelona“ und rechts mit „Moskau“ angeschrieben wäre. Mit dem grossen Unterschied, dass es von dieser Kreuzung bis nach „Alice Springs“ so gut wie nichts gibt und bis nach „Perth“ ebenfalls sehr wenig zu sehen gibt. Da wird einem bewusst wie riesig Australien ist und wie viel Platz es hier gibt. Kaum hatten wir „Port Augusta“ verlassen wurde es auch schon flach, die Strasse war gerade, links und rechts gab es einfach nichts. In „Kimba“ hielten wir bei einem Roadhouse, das einen kleinen Campground hatte und verbrachten dort die Nacht.

Am Mittwochmorgen standen wir früh auf, klappten das Dachzelt zusammen und fuhren kurz nach 7:00 Uhr los. Vor uns lagen wieder eine lange Autofahrt und der offizielle Start der „Nullarbor Plain“.

Nullarbor Plain so weit bis zum Ziel...

Die „Nullarbor Plain“ kommt vom lateinischen und heisst übersetzt, „kein Baum“. Die Nullarbor Ebene ist eine flache, weit ausgedehnte Karstwüste direkt an der „Great Australian Bight“. Sie ist mit rund 200‘000 Quadratkilometer das grösste Stück Kalkstein der Welt. Dieses Gebiet beginnt unmittelbar nach der Ortschaft „Ceduna“, durchquert die Staatsgrenze von „South Australia“ zu „Western Australia“ und endet im über 1‘200km entfernten „Norseman“. Der „Eyre Highway“ durchquert die „Nullarbor Plain“ parallel zur „Train-Australia Railway“ von Osten nach Westen. Der Highway beginnt bereits in „Adelaide“, führt bis nach „Perth“ und umfasst 2‘700 Kilometer, welches der Strecke von London nach Moskau entspricht. Benannt wurde der Highway nach „John Eyre“, welcher als erster Europäer 1841 die Strecke bewältigte. 1877 wurde eine Telegraphleitung erstellt, welche eine schnellere Kommunikation von Osten nach Westen ermöglichte. Das erste Auto fuhr 1912 durch die „Nullabor Plain“ und bis 1941 waren es täglich nur eine Handvoll Fahrzeuge die die provisorische Strasse durchquerten.

Wir fuhren die 320 Kilometer von „Kimba“ bis nach „Ceduna“, wo sich die angeblich letzte einigermassen günstige Tankstelle befinden soll. Bisher zahlten wir durchschnittlich AUD 1.50 pro Liter Bleifrei, hier waren es AUD 1.60 pro Liter. Unsere zwei Tanks hatten wir jedoch bereits vor 100 Kilometer aufgetankt, in der Hoffnung noch etwas günstiger zu fahren. Der Preis war jedoch der Gleiche. Von nun an war die Strasse ziemlich gerade, nur ganz selten neigte sie sich etwas nach links oder rechts. Alle paar Minuten kam und entweder ein Auto, ein Wohnmobil, ein irrsinniger Fahrradfahrer und ein Roadtrain entgegen. Die Autofahrer grüssen sich gegenseitig, in dem sie den Zeigefinder von Lenkrad anheben. Wer nicht grüsst, gilt als arroganter Reisender. Der letzte Radiosender verstummte dann auch bald und die CDs die wir von Linsday hatten, sorgten für musikalische Unterhaltung. Die Strecke ist gefährlich, nicht zuletzt wegen der aufkommenden Müdigkeit, sondern auch wegen den Tieren. Die unzählige Kadaver am Strassenrand, sowie die deutlichen Warnschilder erinnerten uns stets daran. Keine Ahnung wie viele tote Kangaroos wir gesehen haben, es waren sehr viele. Einige Kadaver waren noch sehr frisch, an anderen Stellen sahen wir nur noch das Skelett da liegen. Unser Kuhfänger blieb zum Glück arbeitslos.

Warnschilder Ein Känguru Skelett

Jemand gab und den Hinweis, den Highway bei der Abzweigung nach „ Folwers Bay“ zu verlassen. Den 50 Kilometer langen Umgang nahmen wir gerne in Kauf, um etwas Schönes zu sehen und etwas Abwechslung in die Fahrt zu bringen. Über eine sehr holprige Schotterpiste fuhren zu der kleinen Ortschaft, welche direkt am Meer liegt. Neben dem kleinen Dorf befindet sich eine riesige Sanddüne. Es war nett anzuschauen aber nicht mehr.

Fowlers Bay und die Düne im Hintergrund Die Sanddüne von Fowlers Bay

Wir verliessen das Dorf wieder und fuhren zurück zum Highway. Nach etwas fahrt kamen wir zum „Nullarbor Motel“. Ausser dem Motel, einer Tankstelle mit einem Shop und einem grossen Wal gibt es hier nichts. Der Liter Bleifrei kostete hier AUD 1.99, dank unseren beiden Tanks mussten wir noch nicht auffüllen. Unmittelbar nach der Raststätte befindet sich das bekannte Warnschild, welches ein Camel, ein Wombat und ein Kangaroo abbildet. Der perfekte Platz für einige tolle Bilder mit unserem Auto :-)

Poser-Bild :P

Danach änderte sich die Landschaft drastisch. Jetzt war es flach, links und rechts gab es so gut wie keine Bäume mehr, dass es aber gar keine Bäume gibt, stimmt nicht ganz. Hier mussten wir einmal mehr unsere Uhren umstellen, 45 Minuten zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren wir 45 Minuten hinter „Perth“ und 45 Minuten vor „Adelaide“ und 6 Stunden 45 Minuten der Schweiz voraus.

Der offizielle Start der kein Baum Ebene Nullarbor Plain

Die Fahrt fühlte sich ewig an, gut dass sich noch drei Lookouts an der Küste befanden. Ein toller Blick auf die Klippe eröffnete sich uns, man hatte das Gefühl, dass die Welt hier aufhört.

Hier hört die Welt.. Great Ocean bight

Der Wind war so stark, dass es uns beinahe davon windete, auch das Auto schaukelte ziemlich stark. Wir beeilten uns, denn wir wollten noch vor Einbruch der Dunkelheit bei unserem nächsten Schlafplatz ankommen. Wir hatten von diversen Leuten gehört, dass man sich auf jeden Fall zu anderen Camper gesellen soll. Ansonsten kann es sein, dass einem die Aborigines das Fahrzeug leerräumen. Wenn man das Auto irgendwo im Outback stehen lässt, dauerte es nicht lange, bis nur noch die Karosserie zu sehen ist. Angeblich saugen sie sogar die Bremsflüssigkeit ab!

Wir erreichten das „Border Village“, wo sich der Quarantäne Checkpoint befand.

Die Grenze zu Westaustralien

Auch in „Western Australia“ gelten die Quarantäne Regeln und sie sind sogar noch schärfer wie die von „South Australia“. Ein Mann fragte uns, ob wir Früchte, Gemüse oder Pflanzen dabei hatten. Natürlich nicht, wir hatten extra zuvor alles aufgegessen. Trotzdem wollte er noch einen Blick in unseren Kofferraum werfen und prüfte jede Box. Wenn man schmuggelt und dabei ertappt wir, kann das bis zu AUD 5‘000 kosten! Wir durften passieren. WILLKOMMEN IN WESTERN AUSTRALIA! :-)

Wir entschieden uns für einen privaten Campground, damit wir auch duschen können. Dieser befand sich in „Eucla“ 5 Kilometer nach dem „Border Village“, ein kleines Dorf, welches aus nur zwei Motels, einem Roadhouse und einer Tankstelle besteht. Der Liter Bleifrei kostete hier AUD 2.01. Hier mussten wir tanken, damit wir die „Nullarbor Plain“ fertig fahren können. Von „Ceduna“ bis „Eucla“ hatten wir nochmals ganze 490 Kilometer zurückgelegt. Bereits ein paar Stunden zuvor hatten wir uns darauf eingestellt, im Auto schlafen zu müssen, da der Wind zu stark für unser Dachzelt war. Glücklicherweise liess der Wind nach und wir konnten im Zelt schlafen. In der Nacht wurde es bissige 3 Grad kalt, wir schliefen mit Socken, Trainerhosen und Pullover. Hoffentlich war das unsere letzte kalte Nacht in Australien!

Bereits um 5:00 Uhr früh waren wir am Freitagmorgen wach. Da es in Australien so extrem früh dunkel wird, gehen auch alle bereits um 21:00 Uhr schlafen. Kein Wunder ist man so früh wieder wach. Selbstverständlich scheint die Sonne dann auch schon frisch fröhlich. Nach einem kurzen Frühstück fuhren wir gegen 6:15 Uhr los.

Bevor es aber auf den Highway ging, machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Ruine der alten Telegraphen Station aus dem Jahr 1877. Diese Telegraphen Station verlinkte „Western Australia“ mit dem restlichen Australien. Hier wurden jährlich 11‘000 Nachrichten verschickt. Die erste Nachricht mit dem Inhalt: „Eucla Linie eröffnet, Hurrah!“, wurde am 8. Dezember 1877 nach „Perth“ gesendet.  Wir fanden eine Ruine, dieses Gebäude war jedoch nicht die gesuchte Station. Ein Mann der zufällig vorbeilief, erklärte uns, dass dies ein Regierungsgebäude war und die eigentliche Station vergraben unter dem Sand liegt. Er zeigte uns die Stelle, die wir ohne ihn niemals gefunden hätten.

Hier befindet sich die alte Telegraphenstation Hier befindet sich die alte Telegraphenstation

Von nun an ging die Fahrt weiter 710 Kilometer bis nach „Norseman“. Emanuel hatte so gut wie alle Kilometer gefahren, seit wir unser Auto haben. Um ihm eine Pause zu gönnen übernahm ich die nächsten drei Stunden. Die Fahrt war lange. Erstaunlicherweise kamen uns aber mehrere Wohnmobile entgegen, wir hatten mit viel weniger Verkehr gerechnet. Wie wir später erfuhren finden die AFL-Endspiele in „Melbourne“ statt, was viele Besucher von „Perth“ nach „Melbourne“ zieht.

Auf diesem Abschnitt der Strecke befindet sich noch ein weiteres Highlight, die längste gerade Strasse Australiens. Eine Tafel wies darauf hin, dass sich Strasse die nächsten 90 Meilen oder 145,6 Kilometer nicht neigt. Nebst dem Tempomat über welchen unser Auto zum Glück verfügt, hätte nur noch eine Lenkrad sperre gefehlt, um sich die nächsten 1,5 Stunden zu entspannen. Auf dieser Strecke mussten wir unsere Uhren erneut richten, wiederum 45 Minuten in die Vergangenheit. Nun sind wir genau sechs Stunden der Schweiz voraus.

längste, geradeste Strecke von Australien, 145 Kilometer! einfach nur gerade aus...

Endlich erreichten wir „Norseman“, das ebenso ein kleines Dorf ist. Unsere beiden Tanks waren so gut wie leer. Hier war der Sprit etwas günstiger, aber immer noch teurer als „normal“. Wir tankten also nur für die letzten 200 Kilometer für den heutigen Tag auf. Von „Norseman“ ging es direkt weiter bis nach „Esparance“. Die Strecke war nicht viel interessanter als die „Nullarbor Plain“, mit dem Unterschied dass es mehr Wald links und rechts gab und das Wetter umschlug, es begann zu regnen. Als wir „Esperance“ gegen 18:00 Uhr erreichten war es bereits dunkel und wir machten uns gleich auf die Suche nach einem Campingplatz. Wir erwischten einen etwas besseren Campground das direkt am Meer lag. Wir schrieben uns ein und stellten unser Auto auf unseren Platz. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und es blieb den restlichen Abend trocken. Da es aber kalt wurde, entschieden wir uns in der Gemeinschaftsküche des Campgrounds zu kochen und hatten da sogar noch eine nette Unterhaltung mit einem etwas älteren Schweizer Paar, das vor 40 Jahren nach Australien ausgewandert ist. Wie immer krochen wir früh und müde von der langen Fahrt in unser Bett.

Wir sind in den letzten zwei Tagen 1‘793 Kilometer gefahren. Seit wir unser Auto haben, haben wir bereits 5‘012 Kilometer zurückgelegt und befinden uns noch immer in Australien :-D

Bilder: Nullarbor Plain

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