The car

Seit dem 10. September sind wir stolze Autobesitzer. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen und wir haben viel erlebt. Unser Auto hat sich auf den letzten 12‘000 Kilometer als treuer Freund erwiesen, Grund genug ihm einen Reisebericht zu widmen.

Unser Auto :-)

Die Suche nach einem passenden Fahrzeug für Australien, starteten wir bereits in Argentinien. Nach einigen intensiven Suchaktionen mussten wir feststellen, dass das Angebot von Gebrauchtwagen in „Western Australia“ oder  in „Perth“ selbst sehr mager war. Vergleichbare Fahrzeuge waren in „Sydney“ bis zu 40% günstiger zu haben.

Zudem waren wir uns nicht einig, für welche Fahrzeuge wir Ausschau halten sollen, schliesslich gibt es viele geländetaugliche Fahrzeuge. Auch hier half uns das Internet weiter. Die Australier selbst bevorzugen hauptsächlich die Marken „Toyota“ und „Nissan“ für Touren ins Outback. Zum einen gelten die Fahrzeuge als zuverlässig, zum anderen ist das Händlernetz sehr flächendeckend, was bedeutet, dass man sogar im Niemandsland Ersatzteile bekommt. Selbstverständlich gilt das nicht für alle Modelle und nicht alle Modelle der beiden Marken sind für das Gelände entwickelt. Der langen Rede kurzer Sinn, wir suchten nach einem „Toyota Land Cruiser“ oder einem „Nissan Patrol“.

Die meisten Reisenden kaufen sich einen billigen Holden (australische Version von Opel), einen Ford oder einen Mitsubishi, bleiben dann irgendwo im Outback stecken, müssen für Ersatzteile über eine Woche oder länger warten und zum Teil allein für die Lieferung mehrere Hundert Dollar bezahlen. Auch wir hatten ein konkretes Angebot für einen „Mitsubishi Pajero“, etwas älter, dafür komplett ausgestattet für nur AUS 2‘000.-, wir lehnten das Angebot ab, da wir zu viele Reisebereicht gelesen hatten, welche mit solchen Fahrzeugen Probleme hatten. In der Regel sind Autos von Reisenden, speziell von jungen Backpackern in einem himmeltraurigen Zustand und es wird davon abgeraten, diese Fahrzeuge zu übernehmen. Deshalb bauten wir uns unsere eigene Kiste :-D

Wünsche hatten wir viele, möglichst nicht zu alt, nicht zu viele Kilometer, Diesel, Handschaltung, Kuhfänger usw. Ein Blick auf das grösste Automobilportal Australiens www.carsales.com.au zeigte uns, dass wir für unser Wunschauto mit zirka AUD 20‘000.- rechnen müssten, was natürlich viel zu viel ist. Bei diesem Preis wäre die komplette Campingausrüstung noch nicht dabei gewesen!

Autos in Australien kann man nicht direkt mit Autos in Europa vergleichen. Da hier die Distanzen viel weiter sind und in den meisten Regionen das Klima ausgeglichener ist im Vergleich zur Schweiz, findet man hier Autos, welche bis zu 1‘000‘000 Kilometer auf dem Tacho haben. Auf dem Occasionsmarkt gilt, alles unter 400‘000 Kilometer sollte bei guter Wartung in Ordnung sein. Mit einem Satz Reifen wird hier bis zu 100‘000 Kilometer gefahren! Dazu muss natürlich noch erwähnt werden, dass sich auf den Strassen hier mehrheitlich Fahrzeuge mit 6 oder 8 Zylinder Motoren befinden. Diese Erkenntnis ermutigte uns nach älteren Fahrzeugen mit mehr Kilometern zu suchen.

Nach einigem hin und her, entschieden wir uns schlussendlich für einen Toyota Land Cruiser Prado, VX Grande, Jahrgang 1998 mit 169‘500 Kilometern. Das Fahrzeug hat einen 180PS starken 3,4l V6 Motor. Serienmässig verfügen diese Land Cruiser über zwei Benzintanks, den 90 Liter Haupttank und den 70 Liter Subtank, genug Most für zirka 1‘000 Kilometer. Der Toyota Land Cruiser ist ein richtiges Allradfahrzeug mit manueller Differentialsperre und einer Getriebeuntersetzung.

Der VX Grande ist das Topmodell des Land Cruiser Prado und verfügt in unserem Jahrgang über eine mehrzonen Klimaanlage, Lederausstattung, Tempomat, Sonnendach, einen  6-fach CD-Wechsler, alles elektrisch Verstellbar, sowie einige optische Finessen.

Unsere Vorgänger spendeten dem Auto einige sehr nützliche Zusatzausstattungen wie einen Kuhfänger, Dachträger, CB Funkgerät, Gepäckschutzgitter im Kofferraum, Schubladensystem anstatt den Sitzplätzen 6 und 7 im Kofferraum, 5cm höhere Stossdämpfer, MP3 Player Anschluss, sowie einige wichtige Ersatzteile und weiteren Kleinigkeiten.

Das Auto ist optisch und technisch in einem sehr guten Zustand. Alle wichtigen Reparaturen und grossen Service wurden innerhalb der letzten 15‘000 Kilometer durchgeführt, wie Zahnriemen, Wasserpumpe, Bremsen, neue All Terrain Reifen und sämtliche Flüssigkeiten wurden ersetzt. Trotzdem liessen wir das Fahrzeug bei einer 4WD Fachwerksatt für Toyota und Nissan überprüfen. Das Fazit war sehr erfreuend, ausser einigen Kleinigkeiten, welche wir selbst sahen, mussten wir nur den Ölkühler austauschen, was uns lediglich AUD 150.- kostete. Dieses Auto stellt also die perfekte Basis für unseren Umbau dar.

Wir fanden ein tolles Angebot für ein Dachzelt. Diese Firma hatte ein Spezialangebot, für das Dachzelt, den Sonnenstoren (Awning) mit Moskitonetz und dem sogenannten Annex, einer Umziehkabine und Regenschutz, welches bei der Leiter montiert werden kann. Wir kauften das gesamte Paket. Einen kleinen Dämpfer hatten wir, als wir das Set abholten und uns der Verkäufer darauf aufmerksam machte, dass unsere Dachträger nicht geeignet sind, um das Dachzelt sowie den Sonnenstoren zu montieren. Kurzerhand kauften wir in einem anderen Shop neue „Rhino Heavy Duty“ Dachträger und ersetzen die bestehenden damit.

Zelt fertig aufgestellt, in weniger als 5 Minuten Sonnenschutz ausgefahren und relaxen
Wenn es sein muss, auch mit Moskitonetz Echt gemütlich hier oben!

Die Suche nach einer geeigneten Kühlmöglichkeit brachte uns auch fast zur Verzweiflung. Es gibt normale Kühlboxen, diese müssen jedoch täglich gewartet werden, die Kühlelemente müssen irgendwo in ein Gefrierfach und allfälliges Wasser in der Kühlbox muss weggeputzt werden. Dann gibt es verschiedene Arten von Kühlschränken, welche über die 12 Volt Steckdose im Auto betrieben werden können. Es gibt die deutlich günstigeren Absorber-Kühlschränke und die nicht so günstigen Kühlschränke mit Kompressor, welche mit einem Kühlschrank in der Küche verglichen werden können. Auch bei dieser Auswahl half uns das Internet weiter. Kühlboxen, hier Esky genannt, sind gut für einen Wochenendausflug. Die Absorber-Kühlschränke sind total in Ordnung um kalte Getränke kalt zu halten, solange die Umgebungstemperatur nicht über 30 Grad steigt. Jedoch nur ein Kompressor-Kühlschrank ist in der Lage warme Gegenstände zu kühlen und hält Umgebungstemperaturen bis über 50 Grad aus. Zudem können die Kompressor-Kühlschränke auch als Gefrierschränke bis zu -18 Grad betrieben werden. Da es in Australien, vor allem im Norden und in der Mitte, regelmässig deutlich über 35 Grad warm wird und wir zum Beispiel gekochte Speisen kühlen möchten, entschieden wir uns für den teureren Kompressor-Kühlschrank „Evakool  RV-35“ mit 35 Liter Nutzungsvolumen.

Fahrbereit beladen, links ist der Kühlschrank

Da wir nicht wollen, dass der Kühlschrank unsere Starterbatterie leersaugt, wenn wir zwei Tage irgendwo kampieren, brauchten wir eine zweite Batterie. Lösungen für Batterien haben wir zu genüge gelesen, als wir uns über die Kühlschränke informierten. Zu unserem Glück hat einer unserer Vorgänger bereits einen „Smart Batterie Isolator“ im Fahrzeug verbaut und Kabel in den Kofferraum gezogen. Der „Isolator“ sorgt dafür, dass der Alternator beide Batterien lädt, jedoch beide Stromkreise voneinander isoliert sind. Auf gut Deutsch, wenn man einen Kurzschluss mit der zweiten Batterie verursacht, ist die erste Batterie (die Motorenbatterie) nicht davon betroffen. Wir brauchten also nur noch eine Batteriebox und eine Batterie. Leider sind „normale“ Autobatterien nicht wirklich für diesen Zweck geeignet, da diese für das Starten des Motors und nicht für die kontinuierliche Abgabe von Strom konzipiert sind. Deshalb kauften wir uns eine „Century MP720 Marine Pro“ Batterie. Diese Schiffsbatterien oder auch „Deep Cycling“ Batterien sind darauf ausgelegt den Strom über längere Zeit abzugeben. Mit einer vollen 100 Amp/H Batterie, läuft unser Kühlschrank bis zu vier Tage. Die Batterie kommt in die Batteriebox, welche wiederum an dem roten Kabel angeschlossen wird, welches vom „Isolator“ kommt und am schwarzen Kabel, welches am Fahrzeug geerdet ist.

Da wir nicht planen regelmässig in Hostels zu schlafen, brauchten wir eine Möglichkeit unsere elektronischen Geräte zu laden. Für die beiden Mobiltelefonie kauften wir uns einen 12V Adapter. Für die Digitalkameras und das Notebook brauchen wir jedoch eine 240 Volt Stromquelle. Die Lösung dafür bringt ein Spannungswandler oder Power Inverter, welcher 12V Gleichspannung zu 240V Wechselspannung transformiert. Und wie soll es auch anders sein? Auch bei den Spannungswechslern gibt es verschiedene Typen. Es gibt die günstigen Modelle die „modifizierten Sinus“ liefern und die teureren Modelle, welche „reinen Sinus“ wechseln. Der Unterschied ist einfach und logisch, „modifizierter Sinus“ hat eine eckige Sinuskurve und übermittelt den Strom stossartig, was für einige Geräte zum Problem werden kann. Der „reine Sinus“ Strom ist vergleichbar mit dem Strom aus der Steckdose, bei welchem die Sinuskurven schön rund sind. Wir entschieden uns für einen „Projecta Intelli-Wave IP300“ und kauften zusätzlich eine spezielle „Philipps Steckdosenleiste“, welche die Geräte vor Überspannung schützt und zudem die Qualität des Stroms noch einmal korrigiert, in dem die Sinuskurven gerundet werden, falls diese nicht bereits perfekt sind.

Zweite Batterie mit Power Inverter

Last but not least haben wir uns natürlich mit einer Menge von Küchenutensilien ausgestattet. Einem Drei-Brenner Gaskocher, Pfannen, Geschirr, Besteck und jeder Menge Aufbewahrungsboxen um einigermassen Ordnung zu halten. Und selbstverständlich besorgten wir uns auch ein Navigationssystem, welches uns an alle schönen Ort in diesem riesigen Land lotst.

Um unseren Reifendruck jederzeit auf das Terrain anzupassen, haben wir uns einen Luftdruckmesser und einen Kompressor gekauft. Mit dem Barometer können wir kontrolliert Luft ablassen und mit dem Kompressor wieder aufpumpen. Sollten wir eine Reifenpanne haben, verfügen wir über ein Reifen-Reparatur-Set und ein vollwertiges Ersatzrad. Für kleinere Reparaturen kauften wir uns zudem einen grossen Werkzeugkoffer, welcher sich bereits für den Aufbau des Autos mehrfach bezahlt gemacht hat.

Nach dem Spass mussten wir wieder pumpen

Damit auch auf holperigen Offroad-Pisten alles an seinem Platz bleibt, haben wir zwei Schienen auf das Schubladen-System geschraubt. Seit wir „Perth“ verliessen, wurde es nur noch wärmer. Mittlerweile war es so heiss, dass wir eine Lösung brauchten, um das Auto etwas kühler zu halten. Bei Temperaturen von über 40 Grad im Schatten, erhitzt sich das Auto in der Sonne innert wenigen Minuten zur schwedischen Sauna. Nachdem wir für unsere Frontscheibe eine Aluminiumabdeckung gekauft hatten und einen massiven Wärmeunterschied feststellten, wussten wir, weshalb einige Australier bei Ihren Fahrzeugen die hinteren Scheiben mit diesen Abdeckungen versehen haben. Wir kauften uns zwei weitere Abdeckungen und passten diese den Fenstern an. Im Auto ist es jetzt dunkel, dafür bleibt die kühle Luft der Klimaanlage erhalten und der Kühlschrank muss weniger arbeiten.

Sonnenschutz auf der Seite Und Sonnenschutz an der Heckscheibe

Wir sind mit dem Auto sehr zufrieden und freuen uns auf weitere Kilometer!

Bilder: The car

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