Get stuck in Alice

Gegen 13:30 Uhr kamen wir am Donnerstag in „Alice Springs“ an und steuerten sofort zur Toyota Garage. Kaum parkiert, wurden wir von einem Angestellten im Anzug begrüsst, der sich auch gleich unser Auto anschaute. Nach nur zwei Minuten hatte er die Diagnose, welche Emanuel bereits erstellt hatte: Radmanchette auf der linke Seite ist hinüber. Angeblich eine Alterserscheinung. Mit grosser Hoffnung, dass sie die Manschette gleich am Freitag reparieren können, liefen wir zu dritt in die Ersatzteilabteilung. Ein Angestellter prüfte die Verfügbarkeit des Ersatzteiles. Negativ, sie müssen es von „Darwin“ bestellen. Da das ganze natürlich wiedermal auf ein Wochenende fällt, ist das Ersatzteil erst am Montag da, das heisst, sie können das Auto erst am Dienstag reparieren! Schreck, dass wir solange warten müssen hätten wir nicht gedacht :-( Theoretisch hätten wir weiterfahren können, damit wären wir jedoch die Gefahr eingehen, dass Dreck in das Radlager gelangt und die ganze Reparatur dann viel teurer ausfällt. Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen, wir sind mit der defekten Radmanchette vermutlich bereits über 1’000 Kilometer gefahren!

Da wir beim vielen Offroadfahren auch noch eine Schutzabdeckung im Radkasten verloren hatten und die Abdeckung auf der anderen Seite bereits sehr lose war, bestellten wir diese Teile auch noch gleich. Eigentlich planten wir den nächsten Ölwechsel erst in „Cairns“, da dieser aber in wenigen 100 Kilometer fällig war und die Toyota Garage in „Alice Springs“ gerade ein Angebot hatte, buchten wir den Service auch gleich noch.

Die Nachricht, dass wir bis kommenden Dienstag ausharren müssen, mussten wir erst mal verdauen. Bald kam auch die Frage, was machen wir so lange? Das sind 4.5 Tage! Wir fuhren zu einer Tourenagentur, um zu fragen, ob es irgendwelche interessante Touren zu machen gibt. Leider bieten sie nur Touren in „Alice Springs“, „Uluru“ und „Kings Canyon“ an. Touren in die „Simpson Desert“ werden wegen der Hitze zurzeit nicht angeboten. Wir gingen nochmals ins „Visitor Center“, der Angestellte zählte uns auch nur langweilige Sachen auf, wie Museum und Aboriginal-Kunstgalerien. In solche Sachen sind wir nicht interessiert und langweilen uns nur. Wir kauften etwas zu Essen und fuhren zum schönen Campingplatz zurück, welcher so gut wie leer ist. Den Rest des Tages taten wir nichts, ausser Reiseberichte schreiben, essen und früh ins Bett zu gehen.

Am Freitagmorgen schien die Sonne und wir beschlossen einen Badetag einzulegen. So ein schöner Campingplatz hat auch einen schönen Pool!

Der Pool auf dem Campingplatz

Wir relaxten und langweilten uns den ganzen Tag am Pool. Schlimm, dass wir uns langweilen oder? Ich wette es dauert keinen Monat, wenn wir wieder Arbeiten, dass wir uns wünschten einen Pooltag zu haben. Ja, wir sind definitiv schon zu entspannt…! Zum Abendessen machten wir uns wieder ein leckeres Barbeque.

leckers BBQ zum Abendessen fein fein!

Eine ältere Holländerin war dabei ihr Auto auszuräumen, da sie am nächsten Tag das Auto wieder zurückgeben mussten. Sie kam mit viel Essen auf uns zu und fragte uns, ob wir es haben wollen. Klar wollen wir! :-) Gratisessen ist immer gut. Später kam sie mit noch mehr Sachen zu unserem Auto gelaufen, stellte uns einen ganzen Eimer und einen Sack mit Sachen hin.

Weihnachten! Wir haben Sachen geschenkt bekommen

Wir nehmen alles, was wir gebrauchen können. Die Frage aber, ob wir auch noch ihre Kopfkissen wollten, lehnten wir danken ab ;-) Schade, dass sie ihr Zelt mit nach Holland nahmen, dieses hätten wir gerne genommen. So einen Eimer mit Sachen drin geschenkt zu bekommen, fühlte sich an wie Weihnachten. Sofort neuselte ich alles durch. Streichhölzer, Aluminiumfolie, KiriKiri-Käse, eine geöffnete Flasche Wein? Putzmittel, Öl und sogar richtiges Besteck hatte es darin! Über das Besteck aus Metall freuten wir uns am Meisten, denn unsere Plastikdinger sind echt zum davon schmeissen. Doch was befindet sich im Plastiksack? Neugierig blickten wir hinein. Haha, es waren ihre alten gebrauchten Flip Flops! Also die Holländer wieder…. Natürlich haben wir die mit der angefangenen Flasche Wein weggeworfen ;-)

Flip Flops

Am Samstag beschlossen wir doch noch etwas zu unternehmen. Wir packten zusammen und fuhren zu „Bunnings“ um uns noch ein Stromkabel zu kaufen. Damit die Zeit verging liefen wir langsam zwischen den Regalen hindurch, der Laden gefällt uns sowieso :-) Anschliessend fuhren wir zur nahegelegenen Telegraphenstation, welche uns im „Visitor Center“ empfohlen wurde. Der Eintritt war neun Dollar pro Person. Nein, das bezahlen wir nicht, nur um Zeit zu überbrücken.

Am Samstag beschlossen wir doch noch etwas zu unternehmen. Wir packten zusammen und fuhren zu „Bunnings“, um uns noch ein Stromkabel zu kaufen. Damit die Zeit verging, liefen wir langsam zwischen den Regalen hindurch, der Laden gefällt uns sowieso :-) Anschliessend fuhren wir zur nahegelegenen Telegraphenstation, welche uns im „Visitor Center“ empfohlen wurde. Der Eintritt war jedoch neun Dollar pro Person. Nein, das bezahlen wir nicht, nur um Zeit zu überbrücken. Wir kehrten um und fuhren zum Campingplatz zurück. Es war bereits nach Mittag, als wir auf den Campingstühlen da sassen und nichts taten. Wir wussten schon nicht mehr, wie wir auf den Stühlen sitzen sollen. Wir sassen da und starrten das Auto an. Emanuel legte sich unter das Auto, da ihn der Knall, als wir den „Anztac Hill“ hinunterfuhren und das Klopfen noch beschäftigten. Beim genaueren Hinsehen sah er, dass ein eine Stange abgebrochen war und sich nicht mehr da befindet, wo sie sein sollte. Nach etwas googeln, war er sich ziemlich sicher, dass es der untere Querlenker sein muss. Um sicher zu gehen schrieb er seinem Freund Ramsy, welcher Automechaniker ist. Via WhatsApp wurden kurz einige Beschreibungen und Bilder ausgetauscht, nach fünf Minuten hiess es: Kurvenstabilisator-Stange. Vielen Dank nochmals an den tollen Überseesupport!

Jetzt machte das Rätsel Sinn, der Knall beim „Anztac Hill“ war somit die Kurvenstabilistor-Stange die abgebrochen war. Da wir weiter gefahren sind, da wir nichts feststellen konnten, hat die Stange gegen die Radmanchette gedrückt, bis diese kaputt gegangen ist. Folgeschaden. Mist! Jetzt konnten wir nur noch hoffen, dass die Garage dieses Teil an Lager hat und es gleich mit der Reparatur am Dienstag beheben kann und wir nicht noch länger warten müssen. Deprimiert sassen wir weiter auf unseren Stühlen und starrten immer noch das Auto an. Auf einmal erblickte ich
einen schwarzen Strich am Rad. Ich dachte zuerst, dass jemand mit einem Filzstift einen Strich gemalt hat, als Parkmarkierung oder so. Doch beim genaueren betrachten stellte ich fest, dass wir einen zirka 10cm langen und 0.5cm tiefen Schnitt im Reifen hatten, welcher von der Lauffläche über die Seitenwand hinunterging. Ein Wunder dass es uns den Pneu noch nicht um die Ohren gehauen hat!

Der Schnitt im Pneu!

Der Schnitt kommt ziemlich sicher vom Offroadfahren, irgendein spitzer oder scharfer Stein. Auch das noch! Wie der Campingplatzwart zu uns sagte: Aller Dinge sind drei! So können wir auf keinen Fall weiterfahren, viel zu gefährlich!

Auch diesen Abend verbrachten wir nur mit Essen und bald ins Bett gehen. Wobei Emanuel sich begann über Bauchschmerzen zu beklagen.

Die Nacht auf Sonntag schlief er nicht gut, Übelkeit und Durchfall plagten ihn, was auch den ganzen Sonntag noch anhielt. Keine Ahnung was er falsches gegessen hatte. Trotzdem war er in der Lage, den Nachmittag mit mir am Pool zu verweilen. Das Poolwasser war schön kühl, was sehr angenehm war!

Wieder am Pool Wir am Pool

In der Nacht auf Montag begann es mir schlecht zu werden. Ich bekam die gleichen Symptome, Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Oh-oh, dass erinnerte uns stark an das Anfangsstadium der Lebensmittelvergiftung in Peru! Glücklicherweise fühlte Emanuel sich aber besser, daher kann es nicht so böse sein.

In der Nacht auf Montag begann es mir schlecht zu werden. Ich bekam die gleichen Symptome, Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Oh-oh, dass erinnerte uns stark an das Anfangsstadium der Lebensmittelvergiftung in Peru! Glücklicherweise fühlte Emanuel sich aber bereits wieder besser, daher kann es nicht so böse sein. Wir räumten alles zusammen und fuhren nochmals zur Garage, um die Problematik der Kurvenstabilisator-Stange aufzuzeigen. Der gleiche Typ im Anzug warf nochmals einen Blick hinter den Reifen. Glücklicherweise konnten sie das Teil gleich bestellen, sodass es am Dienstagnachmittag da sein sollte und sie noch alles am gleichen Tag reparieren können. Ziemlich peinlich, wenn der Kunde der Garage sagen muss, was alles defekt ist. Naja, wir waren happy, dass wir nicht nochmals einen Tag länger warten müssen.

Da die Toyota Garage keine Reifen verkauft, hat Emanuel im Internet einen Reifenhändler gesucht. Schon ärgerlich, denn der Reifen hat noch über 50% Profil! Offroaden kann eben teuer sein. Wir haben ein Australisches Paar kennengelernt, welche ihren Mitsubishi Pajero auf einer unbefestigten Strasse kaltverformt haben, so kann es gehen. Wir erhielten noch für den gleichen Tag einen Termin um die neuen Reifen montieren zu lassen. In der Zwischenzeit verweilten wir noch etwas auf dem Campingplatz und standen dann pünktlich um 14:00 Uhr beim Tyreshop. Da sie den gleichen Reifentyp nicht Lager hatten und Emanuel keine Mischbereifung wollte, haben wir uns entschieden zwei neue Reifen, der gleichen Marke zu kaufen, welche wir bereits hatten. Die neuen Reifen wurden auf die Vorderachse montiert, die Reifen von der Vorderachse auf die Hinterachse und der noch gute Reifen ist nun unser neues Ersatzrad, da der Reifen auf dem Ersatzrad sowieso nicht mehr der Beste war. Eine gute Stunde später bekamen wir unser Auto zurück.

Zurück auf dem Campingplatz hingen wir wieder in unseren Campingstühlen herum.

Endlich war Dienstag. Einmal mehr wurden wir um 06:00 Uhr von den kreischenden Vögeln geweckt. Nach einem kurzen Frühstück, fuhren wir mit unserer kleinen Tussi zur Werkstatt.

Unser Tussie in der Garage

Das Auto ausgehändigt, liefen wir ins Zentrum. Da es gerade mal 08:00 Uhr war, hatte noch nichts geöffnet. Ja die Aussies sind etwas lazy, die Shops öffnen alle erst gegen 09:00 Uhr. Wir setzten uns vor dem „Visitor Center“ hin, wo wir das kostenlose WiFi nutzten. Danach liefen wir etwas ratlos herum und überlegten uns, was wir bis um 16:00 Uhr anstellen könnten. Nach langem hin und her, entdeckten wir auf einmal „Gloria Jean’s Coffees“, vergleichbar mit „Starbucks“. Wir bestellten uns zwei leckere „Iced Coffees“ und setzten uns hin.

Beim Coffee Shop

Wie bei Starbucks gibt es auch hier kostenloses WiFi, jedoch auf eine Stunde oder 200MB begrenzt. Wir schrieben Reiseberichte und organisierten uns neue Musik auf das iPhone für die Weiterfahrt in Australien. Als die Stunde vorbei war, fanden wir heraus, dass man sich einfach neu anmelden kann und weitere 60 Minuten oder 200MB bekommt :-) Wir sassen etwa sechs Stunden im Kaffeeladen, schlürften Kaffes und aktualisierten alles was es am Notebook und den iPhones zu tun gab.

Kurz nach 15:00 Uhr erhielten wir ein Telefon der Garage und uns wurde mittgeteilt, dass die Kurvenstabilisatorstange nicht eingetroffen ist, obwohl sie diese rechtzeitig in „Darwin“ bestellt hatten! Wir liefen zu Garage zurück und hatten so etwas Zeit den Frust zu verdauen. Da die Radmanschette bereits repariert worden war, konnten wir mit dem Auto nicht fahren, da wir sonst das Risiko eingehen wären, dass die lose Stange wieder in die Radmanschette drückt! Wir mussten also warten bis am Mittwoch, in der Hoffnung dass das Ersatzteil dann endlich geliefert wird. Wir nahmen das Wichtigste aus dem Auto, etwas Kleider, unser geplantes Abendessen, die ganzen Kochutensilien und die Duschsachen. Ein randvoller IKEA Sack.

Von der Garage haben wir einen Fahrer erhalten, welcher uns zu unserem Campingplatz fuhr. Natürlich mussten wir zurück zum Campingplatz, den da standen noch unsere Stühle und der Tisch. Zudem hatten wir die Nacht bereits bezahlt und Rückerstattung gibt es in der Regel keine. An der Rezeption fragten, wir ob sie uns das bereits bezahlte Geld, an eine Kabine, die sie vermieten, anrechnen können. Klar kann sie. Wir bezahlten den Restbetrag und gingen zur Kabine. Uff, was für ein leckerer Duft kommt uns denn da aus der Kabine entgegen? Schnell stellten wir die laute Klimaanlage ein und öffneten die Türe und Fenster. Die Kabine war nicht mehr als eine Baracke und uns erinnerte es an ein Baustellenheim.

Die Kabine beim Campinplatz Das Zimmer

In der Baracke hatte es eine Küchennische und einen Kühlschrank, aber für die Toilette und die Duschen mussten, wir wie gewohnt, die Gemeinschaftsräumlichkeiten nutzen. Wir fanden 90 Dollar für eine Nacht in so einer Kabine eine Frechheit. Nach dem Emanuel uns ein leckeres Abendessen gekocht hatte, schauten wir uns einen Film auf dem Laptop und schliefen übermüdet von der ganze Aufregung schnell ein.

Neuer Tag neues Glück, oder? Nachdem Frühstück verweilten wir wieder am Pool. Emanuel plantschte seelenfriedlich im Pool herum, als er plötzlich aufschrie „aua!“ Ich rannte hin um zu sehen was los ist. Emanuel hatte unter Wasser die Wand nicht sehen kommen und ist voll mit dem Kopf hineingeschwommen. Autsch das tat weh. Er hatte eine kleine Schürfwunde, die blutete und bekam sofort eine Beule an der Stirn.

Emanuels Beule

Eine ältere Dame hatte es mitbekommen und informierte gleich einen Angestellten, welcher mit einem erste Hilfe Koffer kam um Emanuel zu verarzten. Zum Glück alles nur halb so wild, der Schrecken war grösser. Der Angestellte fragte danach alle 15 Minuten, ob es ihm gut gehe und ob er nicht zum Arzt möchte.

Gegen 13:30 Uhr riefen wir der Garage an und bestellten unseren Rücktransport in die Werkstatt. Ein Angestellter holte uns, samt Campingstühle, Tisch und IKEA Sack wieder ab. Im Wartezimmer der Garage gab es kostenlosen Kaffee, Guetzli und Internet. Dann hiess es warten und hoffen, dass der Lastwagen, welcher um zirka 15:00 Uhr die Ersatzteile liefert, unser Teil dabei hat.

Kurz vor 15:30 Uhr erhielten wir dann endlich die Nachricht, dass das Ersatzteil eingetroffen ist. Obwohl der Einbau keine grosse Sache ist, wurde uns mitgeteilt, dass wir mindestens nochmals eine Stunde warten müssen. Ich ging in dieser Zeit bei „Coles“ einkaufen, während Emanuel mit unserem ganzen Sack und Pack im Aufenthaltsraum wartete.

Das Wartezimmer in der Garage

Gegen 16:30 Uhr erhielten wir das Auto zurück. Die ganze Reparatur war ein Stück teurer als erwartet, die neue Abdeckung im Radkasten sah auch nicht aus wie die Alte und wir bekamen das Auto dreckiger zurück, als wir es abgegeben hatten. Eine Schande diese Toyota Garage!

Motiviert, das alles hinter uns zu lassen, fuhren wir los und verliessen „Alice Springs“ nach langen sechs Tagen warten und viel Ärger.

Übrigens sind wir bis anhin etwa 18‘000 Kilometer mit unserem Auto gefahren in Australien :-) Ein paar Kilometer werden wohl noch dazu kommen. Australien ist ein tolles Land wo es noch viel zu entdecken gibt!

Bilder: Get stuck in Alice

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