Am Sonntagmorgen standen wir frühzeitig auf. Nach dem Duschen mussten wir die Abwassertanks leeren und alles wieder zusammenräumen. Um ca. 9 Uhr fuhren wir los direkt nach Revelstoke. Die Fahrt dauerte erneut 3 Stunden, alles Überland Highways gibt es hier draussen keine mehr. Wir genossen die Fahrt sehr, die Landschaft war extrem schön, wir fuhren an Seen, Bergen, Wäldern und Wasserfällen vorbei und zwischendurch hatten wir eine Weitsicht, welche man sich in der Schweiz nur erahnen kann.
Kurz vor 12 Uhr kamen wir beim Lamplighter Campground, welchen wir am Tag zuvor im Internet herausgesucht hatten, an. Der Campground wird von einem Schweizerpaar betrieben. Wir schrieben uns gleich für zwei Nächte ein. Unser Stellplatz war vollausgestattet (Full-Hook), das heisst es gibt Strom, Frischwasser und ein Loch für das Abwasser. Dieser Campingplatz war sogar mit Wireless LAN ausgestattet. Nachdem wir unseren Platz inspiziert hatten machten wir uns mit unserem Fahrzeug los auf den Mount Revelstoke. Der Eingang des Nationalparks war nur zwei Kilometer vom Campground entfernt. Eine 30km lange Passstrasse, in sehr schlechtem Zustand, führte zum ca. 600 Meter höher gelegenen Parkplatz. Vom Platzplatz liefen wir den letzten Kilometer bis zur Ausgangszielpunkt für die verschiedenen Trails. Wir starteten mit einigen kurzen Trails und besichtigen den „Historic Firetower“, den „South and North Parapet“, „Koo Koo Sint“ und den „Heather Lake“. Wir entschieden uns den „Eva Lake“ und den „Miller Lake“ ebenfalls zu besichtigen. Die beiden Seen waren zirka sechs Kilometer entfernt, was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, dass diese Wanderung, gemäss dem offiziellen Führer, rund drei Stunden in Anspruch nimmt. Wir liefen los und genossen die typisch kanadische Natur. Die Wälder hier sind sehr dicht, die Bäume sehen aus wie spitzige Tannen und sind zum Teil extrem hoch. Die Bergspitzen sind schneebedeckt und die Aussicht in das Tal und auf den See ist grossartig. Auch wenn einiges an die Schweiz erinnert, sind wir uns einig, die Natur hier ist nicht mit der Schweiz vergleichbar. Das Wetter wurde immer schlechter, am gegenüberliegenden Berg begann es zu gewittern und bei uns zog Nebel auf. Nach ca. 75 Minuten fragten wir zwei andere Wanderer wie weit es noch bis zu den Seen ist und konnten es kaum glauben, als sie uns sagten, dass sie es auch nicht ganz geschafft haben, aber es noch knapp zwei Stunden Fussmarsch sind. Da es bereits nach 15 Uhr war und der Park um 17 Uhr schloss, entschieden wir uns umzukehren, obwohl wir immer noch keine Bären sahen! Zurück im Campground dockten wir das Motorhome an Strom und Wasser an und feuerten unseren kleinen Grill ein. Zum Znacht gab es Rindstreaks, Kartoffeln, Knoblauch-Champions, Salat und dazu ein Glässchen Wein – beinahe perfekt :-)
Da wir wussten, dass am Montag das Wetter eher schlecht ist, schliefen wir aus. In der Nacht kühlte es auf unter 10 Grad ab und somit starteten wir am Morgen zuerst einmal die Heizung, bevor wir duschen gingen – brrr zum ersten Mal war es richtig kalt seit wir unterwegs sind. Wir gönnten uns ein tolles Frühstück mit Kaffe, Bagel, Rührei, Müesli usw. Um die Bagels zu Toasten kaufen wir uns einen Toaster, welchen man auf die Herdplatte oder auch auf den Grill legen kann. Leider hatte unser Rauchmelder keine Freude an unserem Toaster und piepste die ganze Nachbarschaft zusammen. Auf dem Campingplatz gab es zwei Waschmaschinen und Tumbler, welche wir in Anspruch nahmen. Als es langsam aufhörte zu regnen liefen wir ins Dorf, wir brauchten noch einige Lebensmittel und ich einen Coiffeur. Die Dame schnitt mir für 20$ die Haare in rekordverdächtigen 15 Minuten! Die Frisur ist ganz in Ordnung. Zurück in unserem Wohnmobil kochte ich „G‘hackets mit Hörnli“, dazu gab es sehr feines Apfelmus. Wir kümmerten uns den ganzen Abend um die weitere Reise. Zahlbare Campground zu finden ist gar nicht so leicht. Denn nach spätestens zwei Tagen die Abwassertanks wieder geleert werden müssen, ist man auf einen Platz mit Dumpstation oder einen Full-Hock Pit angewiesen, diese Plätze sind in der Regel teurer, als die einfachen „no-service“ Plätze. Dazu kommt noch, dass einige der einfacheren Campingplätze bereits geschlossen haben und wildcampen in den Nationalparks verboten ist.
Bilder: Kelowna / Revelstoke