Takayama

Ungern verliessen wir die wirklich tolle Stadt „Tokyo“. Volle drei Tage hatten wir uns für die Stadt zeitgenommen und noch lange nicht alles gesehen. In dieser Stadt hätten wir es problemlos eine Woche ausgehalten ohne uns zu langweilen. Obwohl „Tokyo“ unbestritten in Asien ist, fühlt man sich eher weiter westlich, der Unterschied zu Südostasien ist riesig. Zum Beispiel ist plötzlich wieder egal wie oft man zur Toilette muss. In Japan sind die öffentlichen Toiletten sehr sauber und mit WC Papier ausgestattet. Das speziellste an den Toiletten in Japan sind die Spezialfunktionen. Auf der rechten Seite des WCs befindet sich jeweils ein Panel mit diversen Knöpfen.

multifunktional

Damit können Spülgeräusche ausgelöst werden, um sein eigenes grosses Geschäft zu übertönen. Zudem sind sämtliche Arten von Unterbodenreinigungen vorhanden. Der Ring ist in der Regel beheizt, damit man sich an kühleren Tagen den Allerwertesten nicht abfriert :-) Und auf einmal geht man wieder gerne zur Toilette!

Am Donnerstagmorgen schnappten wir uns die Metro zur „Tokyo Station“, wo wir auf den Shinkansen „Hikari“ umstiegen. Dieser Shinkasen fuhr mit bis zu 300km/h die 350km in nur 1¾ Stunden nach „Nagoya“. Hier stiegen wir wieder um auf den lokalen „Hida“ Zug. Ab „Nagoya“ führte die Strecke durch eine Felsschlucht hinauf nach „Takayama“. An schönen oder bedeutenden Orten wurden die Reisenden über die Lautsprecher in Japanisch und Englisch informiert – wir staunten nicht schlecht.

„Takayama“ liegt in der bergigen Präfektur „Hida“. „Takayama“ ist eine alte Handwerkerstadt. Sie ist das Zentrum dieser Region, welche die nahegelegenen japanischen Alpen umfasst.

Kaum näherten wir uns dem Ziel sahen wir die ersten mit schneebedeckten Alpen von Japan. Wow! So einen Anblick hatten wir seit Kanada nicht mehr.

Takayama - Aussicht auf die Alpen

In „Takayama“ angekommen, liefen wir die 20 Minuten mit unseren Rucksäcken zum vorreservierten Guesthouse. Ein Taxi hätte uns umgerechnet etwa CHF 7.- gekostet für die 1.5 Kilometer! Das Guesthouse liegt etwas abseits von Zentrum von „Takayama“, war aber für unser Budget das einzig einigermassen zahlbare. In Japan ist alles wieder teurer, gegenüber dem was wir uns in den letzten sieben Monaten gewohnt waren. Wir schliefen in einem Zimmer mit zwei Einzelbetten für CHF 65.-! Das Badezimmer befand sich im Flur und wurde mit den anderen Gästen geteilt. Was uns aber am meisten Freude bereitete, war die Küche die wir benutzen durften! Wir machten uns gleich auf dem Weg um einige Lebensmittel einzukaufen für die kommenden Tage. Der Supermarkt war nicht wirklich preiswert, somit beschränkten wir uns auf Spaghetti mit Tomatensauce und Hackfleisch, sowie Toastbrot mit Ei für die kommenden zwei Tage. Nach vier Monaten konnten wir endlich wieder einmal selbst kochen! :-)

Das Klima in Japan ist ähnlich dem der Schweiz, oder zumindest wie es sein sollte in dieser Jahreszeit. Tagsüber herrschen angenehme Frühlingstemperaturen und abends kühlt es ab. Im Vergleich zu den vergangenen Monaten also richtig kalt. Wir spüren den Frühling in Japan, Emanuel spürt die Pollen und hat zwischendurch Niessattacken.

Nach dem Einkauf gingen wir gleich zurück, um zu kochen. Dazu gab es leckeren Tee, da es sehr kühl war in der Küche. Den Rest des Abends verbrachten wir unter der warmen Decke mit weiteren Reiseplanungen.

Am Freitagmorgen wachten wir gegen 9:00 Uhr auf. Die Nacht war still und kühl. Wir bereiteten unser Frühstück vor, duschten und liefen zu Fuss ins Zentrum von „Takayama“. Wir besichtigten die Altstadt, welche Dank den Häusern aus dunklem Holz, sehr schön ist. Leider ist die Altstadt mehr eine Touristenstrasse, alle Häuser wurden zu Souvenirshops umgebaut. Verkauft wurden vor allem japanische Schirme und Sake. Trotzdem schlenderten wir durch die Gassen und genossen die Atmosphäre zwischen den alten, traditionellen Häusern und besichtigten zum Schluss ein weiterer Schrein.

Takayama Altstadt Takayama Altstadt
Takayama Altstadt Takayama Altstadt

Unweit von „Takayama“ entfernt liegt das Dorf „Shirakawago“. Eigentlich wollten wir das Dorf auf eigene Faust besichtigen, da jedoch eine halbtägige Tour umgerechnet CHF 10.- günstiger war, als eine Besichtigung mit dem öffentlichen Bus, beschlossen wir uns der Tour anzuschliessen, welche wir über unser Guesthouse buchten. Pünktlich um 13:15 Uhr fuhr der rote Bus am vereinbarten Platz vor. Ein junger Japaner stieg aus dem Bus und strahlte uns ins Gesicht. Wir zeigten ihm unsere Tickets und er führte uns im leeren Bus zu unseren Plätzen. Obwohl der Bus halbleer war, erhielt jeder Gast seinen persönlichen Sitzplatz zugewiesen. Der junge Japaner namens Yamamoto war der lustigste Tourguide, den wir je hatten auf unsere Reise! Die Fahrt nach „Sirakawago“ dauerte etwa 50 Minuten. Yamamoto redete war das Zeug hielt, jeweils auf Japanisch und Englisch, dabei grinste er über das ganze Gesicht. Die Japaner sind extrem freundlich und zuvorkommend, zum Teil können sie sich nicht mehr erholen vom bedanken und verbeugen.
Unter anderem erklärte uns Yamamoto war ein „Sarubobo“ ist. „Sarubobo“ was übersetzt Affenbaby heisst, ist ein japanischer Glücksbringer aus dieser Region. Der Glücksbringer, welcher in unseren Augen ein Stofftier ist, stellt ein rotes Affenbaby ohne Gesicht dar. Es soll unter anderem von Unglück fernhalten – „fernhalten“ heisst auf Japanisch „saru“. Der Affe symbolisiert traditionell den Geldsegen und das Wort „bobo“ bedeutet „Baby. Unser Guide hatte ein grossen „Sarubobo“ dabei und wir durften alle ein Foto mit ihm machen :-)

Wir und der Sarubobo

In „Shirakawago“ angekommen, fuhren wir zuerst auf den Aussichtspunkt. Von hier hatten wir eine wunderbare Sicht auf das Dorf mit den japanischen Alpen im Hintergrund. „Shirakawago“ ist bekannt für den Architekturstil und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.

Aussicht auf Shirakawago

Die robuste Bauweise mit denn bis zu 60° steilen Strohbedeckten Dächer erlaubt es den Häusern, den schweren Schneefällen (bis zu vier Meter) der Region standzuhalten und den Schnee herabgleiten zu lassen. Mit drei bis vier Stockwerken zur platzsparenden Unterbringung von Grossfamilien und verschiedenem Handwerk unterscheiden sie sich von normalen japanischen Bauernhäusern einerseits durch ihre Grösse und andererseits durch das aktiv genutzte Dachgeschoss. Zwischen den Häusern liegen die Reisfelder.

Nach dem Aussichtspunkt wurden wir hinunter ins Dorf gefahren, wo wir 90 Minuten Zeit hatten für die Besichtigung. Wir fanden das Dorf super schön! Die Schneeberge im Hintergrund, die steilen Strohdächer, das dunkle Holz und die grünen Wälder, einfach genial! In eines der Häuser durften wir hinein. Wir besichtigten das Haus und genossen traditionell auf dem Boden leckeren japanischen, der auf einem Feuer mitten im Haus gekocht wurde.

Shirakawago Shirakawago
Ein Shirakawago Haus von innen Shirakawago

Zurück in unserem Guesthouse wärmten wir unsere Spaghetti auf, tranken Tee und bemühten uns um weitere Reiseplanungen.

Am Samstag nahmen wir es wieder gemütlich. Wir standen gegen 10:00 Uhr auf, assen Frühstück und schnappten uns zwei Velos vom Guesthouse. Mit dem Fahrrad ging es den Berg hinunter ins Zentrum. Emanuel und ich fuhren auf der Strasse, auf der linke Seite da Linksverkehr in Japan gilt. Nach ein paar Abzweigungen fragten wir uns bereits, wieso die Japaner uns auslachten und es dauerte darauf nicht lange, bis uns ein Polizist anhielt. Auf Japanisch erklärte er uns freundlich, was wir falsch gemacht haben. Wir verstanden natürlich wir nur Bahnhof und fuhren danach weiter, in der Hoffnung nicht noch einmal auf den Polizisten zu treffen. Wir fuhren etwas im Dorf herum, besichtigten eine Pagode und einen Tempel.

Takayamo - Hida Kokubunji Tempel

Als wir genug gesehen hatten, setzten wir uns auf ein ruhiges Bänkchen im Schatten und genossen die angenehme Temperatur, die Ruhe und taten für fast zwei Stunden einfach nichts.

Unsere Velos

Mit unseren Velos fuhren wir zurück quer durch die Stadt zu einem Supermarkt, wo wir für unser Abendessen einkauften. Die „Hida“-Umgebung ist bekannt für ihr Rindfleisch, das wir natürlich unbedingt testen wollten.
„Hida Beef“ gehört in dieselbe Liga wie „Vague“ oder „Kobe“. Da „Hida Beef“ noch kaum exportiert wird und es somit keine Massenproduktion gibt, stufen es zumindest die Japaner als das beste Fleisch ein. In einer Metzgerei kauften wir uns ein schönes Stück Entrecôte. Leider hatten wir keinen Grill, somit bereitete Emanuel das Fleisch in der Pfanne zu, dazu gab es Salat, nochmals aufgewärmte Spaghetti und eine Flasche Rotwein.

Hida Beef auf dem Teller

Das Fleisch war Butterzart und liess sich sogar mit den schlechten Messern einwandfrei schneiden. Es war für uns eine tolle Erfahrung, ein so hochstehendes Rindfleisch zu testen, welches nicht zuerst um die halbe Welt transportiert werden musste. Während wir in der Küche waren, kamen weitere Gäste dazu. Ein japanischer Gast bot uns an von seinem Sake zu probieren, war wir gerne machten. Im Vergleich zum billigen Sake, welcher wir in einem Shop kauften zum probieren, schmeckte dieser ein vielfaches besser.

Bilder: Takayama

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