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Tokyo

Am Freitagmorgen mussten wir früh raus. Unsere Rucksäcke packten wir bereits am Abend zuvor. Da unser Flug um 08:20 Uhr abflog, mussten wir um zirka 07:00 Uhr beim Flughafen sein, welcher sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zirka eine Stunde ausserhalb der Stadt befindet. Da die Kosten mit der Metro und dem Zug für drei Personen fast so teuer war wie ein Taxi, nahmen wir Letzteres. An der Strasse hielten wir das nächste offizielle Taxi an und liessen uns zum „Peking International Airport“ chauffieren.

Der Fahrer, welcher irgendwelche unterdrückten Rennfahrergene in sich hatte, setzt uns nach nur 30 Minuten bereits wieder ab. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts wussten ist, dass wir diese Minuten noch brauchen werden. Unser „Online Check-in“ vom Vorabend entpuppte sich als nutzlos, alle Passagiere mussten am Schalter noch einmal einchecken, aus immigrationstechnischen Gründen. Bevor wir zur Sicherheitskontrolle gehen konnten, gab es eine Routine-Sicherheitskontrolle – man muss es nicht verstehen. Die ordentliche Sicherheitskontrolle war sehr langsam und umständlich, da es kaum Platz gab und die chinesischen Beamten extrem pingelig waren. Die ganze Prozedur zog sich unglaublich in die Länge. Da wir noch kein Frühstück hatten, holten wir bei „Starbucks“ einen Kaffee und ein Brötchen und liefen zum Gate wo wir bereits erwartet wurden. Wir bekamen fünf Minuten Zeit, um unser Frühstück einzunehmen und mussten dann, nach einer weiteren Sicherheitskontrolle in das Flugzeug einsteigen.

Mit Delta nach Tokyo! Cheeese!

Der Delta Flug von „Peking“ nach „Tokyo“, welcher danach weiter nach „Portland“ flog, rollte mit etwas Verspätung los, kam jedoch nicht wirklich weit. Da irgendein Boardinstrument den Routinetest nicht bestanden hatte, mussten wir zurück ans Gate und den Fehler durch einen Mechaniker überprüfen lassen. Freundlicherweise konnten wir während der Wartezeit das Multimedia Angebot auskosten, Sara und ich starteten sofort den Film „The Hobbit“. Mit 90 Minuten Verspätung ging es dann endlich los nach Japan!

Der Flug war gemütlich, für Sara und mich fast zu kurz, denn wir konnten den Film nicht zu Ende schauen. Mit Delta fliegen wir immer wieder gerne. Das Essen war sehr gut und das Personal freundlich. Das Flugzeug war sehr neu.

Gegen 14:00 Uhr Ortszeit erreichten wir „Tokyo“. Zu China gab es eine Stunde Zeitverschiebung und zur Schweiz sind wir nun sieben Stunden voraus. Die Einreise verlief problemlos und eine Stunde später sassen wir bereits im Zug in Richtung Stadt. Zuvor mussten wir noch etwas Geld organisieren. Die Währung in Japan ist YEN, 100 YEN entsprechen 96 Rappen. Mit „MasterCard“ und „Maestro“, sprich mit sämtlichen „EC-Karten“ kann momentan in Japan kein Geld abgehoben werden, da diese Dienste angeblich überarbeitet werden. Mit der „PostCard“ war es natürlich kein Problem, wie fast nirgends auf der Welt.

Nach 80 Minuten erreichten wir „Tokyo“, wo wir mit der Metro zu unserem Hostel fuhren. Für die letzten Tage mit Andrea haben wir ein Dreierzimmer gebucht. Das Hostel eröffnete erst vor wenigen Wochen, somit war alles noch sehr neu. Es war bereits gegen 17 Uhr und wir waren hungrig. Im Hostel starteten wir alle zuerst Facebook, denn die letzten 12 Tage in China gab es das nicht. Facebook ist in China immer noch gesperrt. Es war nicht einfach ein geeignetes Restaurant zu finden, nicht etwa weil das Angebot gering war, nein es gab einfach keine englischen Menükarten. Auch in Japan muss man etwas aufpassen, auch hier werden gerne Magen, Darm, Zunge und weitere Köstlichkeiten serviert.

Am Samstag besichtigten wir „Tokyo“. Bereits am Tag zuvor organisierten wir uns die „Pasmo Card“, eine PrePay Karte mit welcher man unter anderem sämtliche Transportmittel nutzen kann. Das öffentliche Verkehrsnetz in „Tokyo“ ist extrem komplex. Es gibt staatliche und private Metrolinien, staatliche und private Züge welche zum Teil überall halten und die Expressvariante, dann gibt es noch die Monorail. Wir brauchten etwas Zeit, um uns einen Überblick zu verschaffen und herauszufinden, welcher der schnellste und günstigste Weg ist. Der günstigste deshalb weil jedes Mal, wenn man die Gesellschaft wechselt, fallen Kosten an.

Das komplexe ÖV System in Tokyo Metro

Wir starteten unseren Stadtrundgang in „Akihabara“ dem Elektronikstadtviertel. Die Spiele und Spielkonsolenhersteller sind hier sehr Präsent vertreten. Auf grossen Plakaten sind „Mangas“ und weitere Spielhelden sichtbar. Wir fuhren weiter in den Stadtteil „Roppongi“. Dieser Stadtteil ist vor allem für die luxuriösen Hotels und für sein Nachtleben bekannt. Von hier sahen wir den „Tokyo Tower“, welchen wir nutzen wollten, um die tolle Stadt aus der Vogelperspektive zu sehen.

Akihabara Akihabara

Der „Tokyo Tower“ beweist, dass Japan das Bedürfnis hat andere zu übertreffen. „Tokyos“ erster TV Sendemast ist eine Kopie des Eiffelturms und mit 333 Meter schlappe 13 Meter höher als das Original in Paris. Im Gegensatz zum Original, welches in den 1890er Jahren in Paris erbaute wurde, hatte die 60 Jahre spätere Kopie den „Wow-Effekt“ verpasst. Trotzdem und vor allem wegen dem zahlbaren Preis fuhren wir mit dem Hochgeschwindigkeitslift auf die erste Aussichtsplattform. Das Wetter spielte mit und somit war die Aussicht über den Dächern von „Tokyo“ grossartig. Auf der Aussichtplattform hatte es einige junge Erwachsene, welche sich kleideten und schminkten wie Figuren aus dem Fantasie-Computerspiel, sogenannte „Cosplayer“. Wir zogen den Lift den 600 Treppen vor, um wieder hinunter zu kommen, schliesslich haben wir dafür bezahlt.

Tokyo Tower - the wanna-be Eiffel Tower Aussicht vom Tokyo Tower

Weiter ging es zu einem der bekanntesten Stadtteile von „Tokyo“ „Shibuya“. Die Metrostation befindet sich unmittelbar bei der stärkstfrequentierten Kreuzung der Welt. Die Kreuzung, welche noch bekannter durch den Film „Lost in Translation“ wurde, wird in der Rushhour von 15‘000 Personen während einer Grünphase überlaufen. Pro Stunde überqueren bis zu 100‘000 Leute diese Kreuzung. An diesem Samstag war ein bisschen weniger los. Wir sahen uns die verschiedenen Einkaufsstrassen in diesem Bezirk und die Hektik an.

Die Kreuzung von Shibuya - Rot für Fussgänger Die Kreuzung von Shibuya - Grün für Fussgänger

Nach dem vielen Laufen brauchten wir eine Pause und setzten uns bei einem „Starbucks“ hin. In den vergangenen Monaten hatte es nicht überall diese westlichen Vorzüge, welche wir im Moment wieder ein bisschen geniessen. Sara und ich gönnten uns einen „Tiramisu Frappucino“ – händ ihr dä ihr de Schwiiz? :-P Kaum verliessen wir das Kaffeehaus, sahen wir einige Leute gegen Atomkraftwerke protestieren. Auch wenn der Rest der Welt nicht mehr täglich davon spricht, in Japan hat man die Nuklearkatastrophe im März 2011 nicht vergessen.

Wir hatten noch nicht genug und die Stadt hatte noch viel zu bieten. Wir liefen in den nahegelegenen Stadtteil „Harajuku“, welcher als Treffpunkt für die „Cosplayer“-Szene gilt. Leider sahen wir nur vereinzelte „Cosplayer“. Wir schlenderten durch eine gut besuchte Einkaufsstrasse, wo fast ausschliesslich sehr speziell Mode und weitere schräge Artikel verkauft wurden.

Cosplayer Noch mehr Cosplayer

Auf dem Weg zurück in unser Hostel, welches sich übrigens im Stadtviertel „Asakusa“ befindet, hatten wir noch einmal einen tollen Ausblick auf die geniale Stadt. Die Japaner sind ein ausgesprochen freundliches Volk. Obwohl viele Leute kein Englisch sprechen, helfen sie so gut wie es nur geht. Sie freuen sich sehr, wenn man als Tourist versucht einige ihrer Gesten zu übernehmen und ihnen somit Respekt erweist. Das lustigste ist jedoch, dass das Personal in den Läden oder Restaurant ununterbrochen japanisch mit uns sprechen, obwohl sie wissen, dass wir kein Wort verstehen.

Tokyo

Am Sonntag schliefen wir etwas länger, die vergangenen Tage und Wochen hatten es in sich. Auf der Hauptstrasse sahen wir den Umzug des „Sanja Matsuri Festivals“. Das Festival gehört zu den grössten und auch wildesten Festivals in Japan, es ist Teil der drei Shinto Festivals. Die Geschichte von „Sanja Matsuri“ geht zurück auf drei Männer die das „Sensō-ji“ gründeten. Gefeiert wird in Japan immer am dritten Maiwochenende des Jahres. Bei den spektakulären und bunten Paraden umkreisen die Besucher drei portable Schreine, die sogenannten „Mikoshi“, begleitet von Musik und Tanz. Das lustigste dabei war, dass die meisten Männer keine Hosen trugen :-) Wir mischten uns ein wenig unter die Leute und sahen dem regen Geschehen zu.

Sanja Festival Sanja Festival

Mit der Metro fuhren wir zum bekannten Einkaufsviertel „Ginza“. „Ginza“ ist „Tokyos“ Antwort auf „New Yorks Fifth Avenue“ oder „Londons Oxford Street“. In den 1870er Jahren war das Gebiet eines der ersten, welche die gerngesehenen Backsteingebäude aus dem Westen errichtete mit Geschäften und Gaslampen. Wir sahen uns die Strasse, welche am Wochenende zur Fussgängerzone wird, an und legten bei „Abercrombie & Fitch“ einen Stopp ein. Dieser Store ist wohl einer der speziellsten welchen wir jemals gesehen haben, zum Shoppen jedoch die grösste Katastrophe, da man wegen der ungenügenden Beleuchtung die Ware kaum sieht. Als kleine Zwischenmahlzeit holte ich mir zwei „self-made Sushi Rollen“ aus dem nächsten Supermarkt. Von diesen kleinen Dingern kann ich nicht genug kriegen. Da die Verpackung nur in Japanisch beschriftet ist, handelt es sich jedes Mal um eine kleine Wundertüte.

Ginza Leckere

Mit dem neuen „Yurikamome“ Transit machten wir uns auf den Weg nach „Odaiba“, welches etwas am Stadtrand von „Tokyo“ liegt. „Odaiba“ ist der jüngste und modernste Stadtteil der japanischen Metropole. Es handelt sich dabei um eine künstlich angelegte Insel mit vielen Attraktionen. Von hier aus hat man auch einen tollen Blick auf die Stadt und die knapp 800 Meter lange Hängebrücke, welche den schönen Namen „Rainbow Bridge“ trägt. Auf „Odaiba“ steht auch eine Kopie der amerikanischen Freiheitsstatue. Die Gegend ist sehr gemütlich und lädt zum Relaxen ein. Viele Leute entspannten am diesem Sonntag am künstlich angelegten Strand, wo ein Ruderboottournier stattfand.

Rainbow Bridge Die Freiheitsstatue bei Odaiba
Odaiba Die Sicht von Odaiba

Wir fuhren wieder zurück in die Stadt, schliesslich gibt es noch viel anzusehen – unglaublich oder? Wir wählten das Viertel „Shinjuku“, welches das Inbild der Gegensätze darstellt. „Shinjuku“ ist bekannt für zugeknöpfte Regierungsgebäude und für sein Rotlichtmilieu, für gehobene Kaufhäuser und schäbige Bars, versteckte Schreine und steigenden Wolkenkratzern. Nach der Besichtigung einiger Strassen, liefen wir zum „Tokyo Metropolitan Goverment“ Gebäude. Hier fuhren wir kostenlosen in das 45. Stockwerk, von welchem man auf die Stadt herunterschauen kann. Irgendwo musste ja ein Hacken an der Sache sein, heutzutage kostenlos gibt es schliesslich nirgends mehr. Die schönste Sicht auf die Stadt wurde von einem ziemlich teuren Kaffee beansprucht, die Sicht war clever versperrt und betreten durfte man das Kaffee erst, nachdem man eine Bestellung gemacht und bezahlt hat. So verliessen wir den Turm relativ zügig wieder. Für diesen Tag war es wieder genug, zudem mussten wir frühzeitig ins Bett, denn am Montag hat Morgenstund Fisch im Mund :-)

Um 06:00 Uhr standen wir auf gegen 07:00 Uhr trafen wir beim „Tsukiji“ ein. Der „Tsukiji Fish Market“ ist der grösste Fischmarkt der Welt. Hier werden täglich 400 verschiedene Arten von Meeresfrüchten, vom billigen Seegrass bis zu teuersten Kaviar, und von kleinen Sardinen zu 300kg Thunfischen verkauft. Über 630‘000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden jährlich umgesetzt, was einem Umsatz von ungefähr 7 bis 8 Milliarden Franken entspricht. Da der Markt für Besucher erst ab 09:00 Uhr geöffnet ist und sich im Laufe des Morgens die beliebten Sushi-Restaurants auf dem Markt schnell füllen, gingen wir zuerst Frühstücken. Wir wählten ein angeblich sehr gutes Restaurant aus, in welchem Andrea und ich jeweils eine Portion Sushi bestellten. Der Sushimeister bereitete die edle Speise vor unseren Augen zu. Noch nie in meinem Leben habe ich einen Menschen so schnell und perfekt Sushi machen sehen. Um ein Sushimeister zu werden sind mindestens sieben Jahre Ausbildung erforderlich. Die ersten Jahre bestehen hauptsächlich aus einer Einführung ins Geschirrspülen und Bodenschrubben, bevor man zum ersten Mal selber Hand an frischen Fisch legen darf. Es ist ein ehrbarer und sehr angesehener Beruf. Der Sushimeister lebt nach den Idealen der Samurai, das heisst er ist gebildet, sehr höflich und äusserst diszipliniert. Keine Ahnung ob unser Sushimeister ein Original war, seine Sushi waren auf jeden Fall Weltklasse! Nach dem Essen liefen wir zum Fischmarkt und versuchten uns hineinzuschmuggeln. Es vergingen keine drei Minuten, bis uns ein Sicherheitsbeamter freundlich darauf aufmerksam machte, dass dieser Teil des Markts für Touristen erst ab 09:00 Uhr zugänglich ist. Wir liefen also einige Meter weg und versuchten er erneut, auch diese Mal hatten wir nur wenige Minuten Zeit uns umzusehen, bis wir erneut freundlich gebeten wurden zu gehen. Also warteten wir bis kurz vor 09 Uhr und besichtigten den Markt in aller Ruhe. Die teilweise extrem intensiven Farben der Meeresfrüchte hätten jedes Rindfleisch blass aussehen lassen. Das tollste am frischen Fisch war, dass es in der riesigen Hall kein bisschen fischelte. Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, kehrten wir ins Hostel zurück und ruhten uns nochmals etwas aus.

Unser Sushimeister Sein Meisterwerk
Tsukiji Fischmarkt Tsukiji Fischmarkt - Geile Farbe!

Gegen 14:00 Uhr machten sich Sara und ich auf. Da es regnete und ziemlich frisch war draussen, mussten wir eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Nach einen halben Jahr nahmen wir zum ersten Mal wieder unsere Jeans aus dem Rucksack! Andrea konnte leider nicht mit uns kommen, da sie für diesen Tag bereits etwas anderes geplant hatte. Gegen 14:45 erreichten wir die „Ryogoku Great Sumo Hall“. Wir hatten uns Tickets für das grosse Sumo Turnier gekauft, welches aktuell in der Stadt stattfindet. Voller Vorfreude gingen wir zu unserem Plätzen, mit welchen wir sehr zufrieden waren. Die Kämpfe waren sehr speziell. Da es beim Sumoringen keine Gewichtsklassen gibt, ist es möglich dass ein Kämpfer 50kg mehr wiegt als sein Gegner. Die Kämpfer waren alles andere als zimperlich zu einander, da wurden Schläge mit der flachen Hand ins Gesicht ausgeteilt, dass wir das Klatschen auf unseren Rängen noch hörten. Zum Teil kuschelten sie aber eine Weile im Ring, bis es wieder zur Sache ging. Jeder Kampf wird begleitet von einem mindestens zweiminütigen Vorspiel der Ringer. Auch der Schiedsrichter führt vor jedem Kampf genau eingeplante Schritte und Gestiken aus. Wir schauten die Kämpfe bis am Schluss an, insgesamt etwa drei Stunden, was sich gegen den Schluss etwas in die Länge zog, da jeder Kampf doch ziemlich ähnlich ist. Später trafen wir Andrea und ihre japanische Freundin in einem Restaurant und liessen mit ihnen beiden den Abend ausklingen.

Das Station Go!

Am Dienstagmorgen verliess uns Andrea, ihre Ferien waren bereits vorüber. Die Zeit mit ihr verging sehr schnell, wir haben auch sehr viel gesehen und waren jeden Tag lange unterwegs. Wir schliefen noch etwas und kümmerten uns den restlichen Tag um unsere Weiterreise.

Bilder: Tokyo

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