La Paz

Um 18:15 Uhr warteten wir am Freitagabend beim Büro der Busgesellschaft. Cornelia, Thomas, Susanne, Philippa und wir zwei hatten alle denselben Bus gebucht. Da viele Leute an diesem Abend nach „La Paz“ fuhren, standen zwei Busse zur Verfügung. Wie sollte es auch anders sein, wurde unsere Gruppe aufgeteilt. Die anderen vier kamen in einen Bus und Sara und ich mussten in den anderen. Mit etwas Verspätung ging die Fahrt los. Unser Bus war noch fast leer. Etwas ausserhalb des Dorfes hielten wir an und der Bus wurde gefüllt. Vermutlich mit Reisenden welche von „Puno“ direkt „La Paz“ erreichen wollten. Nun war auch unser Bus voll. Die Fahrt über einen Pass hinunter zur Fähre ging los. Unser Fahrer holte das letzte aus dem Bus heraus, er bremste in die Kurven hinein und beschleunigte heraus, in guter Rennfahrermanie. Auch Strassenmarkierungen waren ihm egal, vermutlich gehörte die Strasse ihm, auf jeden Fall benutze er beide Spuren. Nach wenigen Minuten überholten wir den anderen Bus, welcher nicht anhielt um weitere Leute einsteigen zu lassen.

Die Fähre ans bolivianische Festland

Nach einer Stunde erreichten wir den Hafen. „Copacabana“ ist eine Halbinsel, welche mit Peru erschlossen ist, um auf das bolivianische Festland zu kommen, müssen zirka 200 Meter Seeweg mit einer Fähre überbrückt werden. Die Passagiere wurden gebeten den Bus zu verlassen und mit kleinen Booten den See zu überqueren. Selbstverständlich mussten wir für die Überfahrt separat bezahlen. Die Überfahrt im Dunkeln erinnerte uns an Belize, als wir wie Flüchtlinge in der Nacht, ohne Licht über das Meer transportiert wurden. Auf der anderen Seite angekommen, warteten wir bis die Busse überführt wurden. Während den Warten trafen auch die anderen vier ein. Sie meinten, dass ihr Busfahrer sehr anständig fährt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde, erreichten dann endlich auch die Busse das bolivianische Festland und die Fahrt ging weiter.

Ziemlich pünktlich erreichten wir um 22:00 Uhr „La Paz“. Trotz später Abendstunde war der Verkehr im vollen Gange und legte ganze Strassen lahm. Im Busterminal schnappten wir unser Gepäck und suchten einen vertrauenswürdiges Taxi. Schnell fanden wir einen alten Mann, welcher ein beschriftetes Taxi mit Radiofunk hatte. Er fuhr uns auf dem direkten Weg zu unserem Hostel, in welchem wir drei Nächte gebucht hatten. Das Hostel wurde uns von anderen Reisenden empfohlen. Dort angekommen, wusste niemand von unserer Reservation, sie hatten jedoch noch ein Zimmer frei. Wir füllten das Formular aus und gingen ins Zimmer. Ein kleines Bett mit einem ekligen Bettüberzug, moderige Luft, ein wirklich hässliches Badezimmer und direkt an der lauten Strasse. Es war die letzte verdammte Höhle in „La Paz“. Wir kehrten auf den Absätzen um, legten dem Rezeptionist den Schlüssen hin und sagten ihm, dass wir uns bei der Hausnummer geirrt hatten. Lange suchen wollten wir nicht, schliesslich war es bereits 22:30 Uhr. Quer gegenüber sahen wir ein Hotel und fragten da für ein freies Zimmer. Das Hotel war zwar um einiges teurer, jedoch bekamen wir zwei grosse Betten, ein sehr anständiges Badezimmer und einen Elektroofen.

„La Paz“ ist der Regierungssitz Boliviens, nicht zu verwechseln mit der Hauptstadt, diese ist nach wie vor „Sucre“. Mit einer Höhe von 3‘200 bis 4‘100 Meter über dem Meeresspiegel ist die Stadt der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Der volle Name der Stadt lautete zunächst „Nuestra Señora de La Paz“ oder auf Deutsch „Unsere Liebe Frau des Friedens“ wegen eines verhinderten Aufstandes der indigenen Ureinwohner. Den heutigen Namen erhielt sie 1825 zum Gedenken an die siegreiche Schlacht bei „Ayacucho“ im Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier.

Wir schliefen herrlich in den zwei grossen Betten. Am Morgen standen wir nur kurz auf, da das inbegriffene Frühstück nur bis 09:30 Uhr serviert wurde, danach gingen wir wieder ins Bett. Wir kümmerten uns um die Homepage und um die weiteren Destinationen in Bolivien. Gegen 14:00 Uhr machten uns dann auf und besuchten das Büro von „Gravity“, einer von vielen Anbietern, welche Mountain Bike Touren bei der „Death Road“ anbieten. Das Büro war total überfüll und die Angestellten waren im Stress, schliesslich war es Samstag und um 15:00 Uhr Feierabend. Da am Sonntag das Büro ebenfalls geschlossen blieb, hätten wir uns innert kürzester Zeit für die Tour entscheiden müssen, die Kleider anprobieren und möglichst schnell verschwinden, damit alle in den Feierabend können. Wir entschieden uns wieder zu gehen, schliesslich wimmelte es in der ganzen Stadt von Anbietern, „Gravity“ sind die bekanntesten, da sie die ersten waren, welche diese Mountain Bike Touren anboten.

Die Strassen von La Paz Die Strassen von La Paz

In der Stadt war ein grosses Festival. Um was es genau ging, fanden wir zwar nicht heraus, trotzdem mischten wir uns etwas unter die Leute. Überall hatte es Grillstände, welche Würste anboten. Irgendwie reizte es uns eine solche Wurst zu probieren, schlussendlich verzichteten wir dann aber, eine Lebensmittelvergiftung pro Montag reicht :-) Es ging dann auch nicht lang, bis uns die vielen betrunkenen Leute auffielen, zum Teil in einer Ecke sitzend, sich selbst vollgepisst und vollgekotzt. Dann war auch gut für uns. Wir liefen zurück in Richtung Hotel und besuchten unterwegs den „Hexenmarkt“ sowie den „Schwarzen Markt“. Der „Hexenmarkt“ ist auf den ersten Blick sehr unauffällig, erst beim näheren Hinschauen sieht man viele skurrile und rituelle Waren. Der „Schwarze Markt“ hat seinen Namen, da die Standbetreiber keine oder so gut wie keine Steuern bezahlen. Der Markt ist jedoch in Bezug auf die Arbeitsplätze zu wichtig, dass der Staat dagegen vorgehen würde.

Auf dem Hexenmarkt Auf dem Hexenmarkt
Der Schwarze Markt in La Paz Der Schwarze Markt in La Paz

Zurück im Hotel suchten wir im Internet nach weiteren guten Agenturen, welche die Tour zur „World’s Most Dangerous Road“ anbieten. Schnell fanden wir „Vertigo“, welche gute Bewertungen auf Tripadvisor haben. Das Office war zu Fuss keine 5 Minuten entfernt und hatte auch am Samstag bis 20:00 Uhr offen. Wir liessen uns beraten und gingen mit einem guten Gefühl wieder. Die Tour mit „Vertigo“ kostete nur 450 Bolivianos, „Gravity“ wollten uns 750 Bolivianos abknöpfen. Um 18:00 Uhr trafen wir Cornelia und Thomas und versuchten sie von der Tour zu überzeugen, die beiden waren sich jedoch nicht einig. Da wir uns sicher waren, kehrten wir noch einmal kurz in die Agentur zurück und buchten für Montag, da Sonntag bereits ausgebucht war. Danach gingen wir zu viert Abendessen.

Gemütliches Abendessen zu Viert

Am Sonntag schliefen wir noch einmal aus und versuchten uns vollends von der Erkältung zu erholen. Um noch etwas mehr von „La Paz“ zu sehen, entscheiden wir uns auf die bekannte Aussichtsplattform „Mirador Kili Kili“ zu gehen, von welcher man einen tollen Ausblick über die Stadt hat. Zu Fuss ist die Aussichtsplattform über eine Stunde entfernt, dass wollten wir uns nicht schon wieder antun und entschieden uns mit einem Taxi dahin zu fahren. Wir fragten in unserem Hotel nach einem Taxi. Der Angestellte versuchte uns zu bescheissen und erzählte dass die Plattform gesperrt sei und wir zu einem anderen Punkt fahren müssen, die Fahrt sollte 100 Bolivianos kosten. Ziemlich genervt verliessen wir das Hotel und suchten uns auf der Strasse ein Taxi. Nach einer Weile fanden wir ein Taxi, welches uns für 50 Soles zum „Mirador Kili Kili“ fuhr, auf uns wartete und wieder zurück zum Hotel brachte. Die Aussicht auf der Aussichtplattform war grossartig. Von hier aus sieht man, dass „La Paz“ von Bergen umgeben ist, die Stadt ist wie in einer Schüssel gebaut. Die Häuser sehen alle gleich aus, eckig und aus rotem Backstein.

Ausblick über La Paz von Mirador Kili Kili Ausblick über La Paz von Mirador Kili Kili

Zurück an unserer Strasse, fanden wir ein kleines Café mit einer kleinen Vitrine, in welcher Gebäck und Tiramisu ausgestellt war. Wir gönnten uns einen Zvieri. Es schmeckte grossartig, am liebsten hätten wir den ganzen Laden leergegessen, doch wir entschieden uns für das Abendessen zurückzukehren, da sie auch normale Speisen im Angebot hatten. An diesem Abend gingen wir früh ins Bett, denn wir wollten fit sein für den kommenden Tag!

Bilder: La Paz

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