Salta

Am Dienstagmorgen wurden wir früh aus dem Schlaf gerissen. Der Wecker ging um 05:00 Uhr und um 05:30 Uhr standen wir bereits auf der Strasse. Wir liefen zum Busbahnhof, wo angeblich Kollektivtaxis zur Grenze fahren. Die Kollektivtaxis fanden wir nicht, eine Frau meinte, dass diese etwas weiter unten sind. In dieser Minute fuhr ein Bus ein, die Frau sagte, dass dieser Bus ebenfalls nach „Villazon“ fährt und nur 15 Minuten länger hat, als die Kollektivtaxis. Anstatt lange herumzuirren, entschieden wir uns den Bus zunehmen, denn schliesslich wollten wir so früh wie möglich bei der argentinischen Grenze sein. Wir haben im Internet gelesen, dass man bei dieser Grenze zwischen 1.5 bis 8 Stunden einrechnen muss. Auch wenn diese Angaben für uns noch nie stimmten, wollten wir auf Nummer sichergehen.

Die Fahrt im wohl übelriechensten Bus dauerte 90 Minuten. Es war auch in diesem Bus ziemlich kalt, wir hatten uns entsprechend gekleidet. In „Villazon“ angekommen, wollten uns irgendwelche Typen Bustickets nach „Salta“ verkaufen. Doch wir hatten gelesen, dass man sehr aufpassen muss. Erstens sind viele Tickets gefälscht, zweitens weiss man nicht wie lange man an der Grenze braucht und drittens wird man gerne veräppelt, da viele Leute nicht wissen, dass Argentinien zeitlich eine Stunde voraus ist. Ausserdem gibt es die günstigsten Tickets in Argentinien an der Bushaltestelle. In „Villazon“ war es noch viel kälter als in „Tupiza“, also packten wir unsere Rucksäcke und liefen ziemlich zügig in Richtung Grenze, welche etwa einen Kilometer entfernt war. Um 08:15 Uhr erreichten wir die fast menschenlose Grenze. Die Grenzbeamten zeigten uns wo wir uns anstellen mussten. Innerhalb von einigen Minuten hatten wir den Ausreisestempel von Bolivien und stellten uns ein Fenster daneben an. Auch hier warteten wir keine fünf Minuten, bis wir unsere Pässe durch das Fenster reichen konnten. Wir mussten weder ein Papier ausfüllen, noch wurden uns irgendwelche Fragen gestellt. „Klack-Klack Klack-Kack“ und schon war der Stempel im Pass und wir erhielten eine Aufenthaltsbewilligung von 90 Tagen. Wir stellten uns an für die Gepäckkontrolle. Eine Zollbeamte prüfte von Hand jedes einzelne Gepäckstück. Auch hier mussten wir kaum anstehen. Sie nahm es nicht so genau, sie fasste einige Male in meinen Rucksack und das war‘s. Saras Rucksack wollte sie nicht mehr sehen. Da sie einen sehr freundlichen Eindruck machte, fragten wir sie, wo der Busbahnhof in „La Quiaca“ ist. Sie zeigte uns den Weg und wünsche uns einen schönen Tag. Von so viel Freundlichkeit waren wir nun doch etwas überrascht, obwohl alle Argentinier so freundlich sind? Für den kompletten Grenzübergang benötigten wir keine 15 Minuten.

Grenze Bolivien - Argentinien

Wir liefen die Strasse entlang bis zu einer Tankstelle, wo wir uns nicht sicher waren, ob wir nun links oder rechts abbiegen müssen. Schon kam ein Polizist zu uns und fragte ob wir Hilfe benötigen. Wir fragten ihn wo der Busbahnhof sei und wo wir Geld abheben können. Jede Frage von mir bestätigte er mit „Si, Señor“ und half uns sehr liebenswert weiter. Okay, die Argentinier sind wohl so freundlich. Wir suchten den Geldautomaten auf und liefen danach zur Bushaltestelle, wo wir bei „Balut“ Tickets nach „Salta“ organisierten. Da der Bus erst in einer Stunde fuhr und wir mittlerweile hungrig waren, suchten wir nach etwas Essbarem. Auf der Strasse sahen wir einen kleinen Stand, bei welchem frische Empanadas gebackten wurden. Der Besitzer bat uns Platz zu nehmen, wir müssen noch etwas warten, die Empanadas gehen erst jetzt in den Ofen. Kein Problem, schliesslich hatten wir eine gute Stunde Zeit und die besten Empanadas sind die frisch aus dem Ofen. Das Warten lohnte sich, wir assen je vier Stück und nahmen zusammen noch einmal vier Stück mit auf den Weg. Die 12 Empanadas kosteten uns 30 argentinische Pesos, umgerechnet zirka CHF 6.-. Es fiel uns aber schnell auf, dass die Getränke viel teurer sind als in Peru und Bolivien. Ein 5dl Coca-Cola am Kiosk kostet um die 10 Pesos (CHF 1.65) und somit etwa doppelt so viel wie in Bolivien.

Empanada am Strassenrand Empanada am Strassenrand

Wie bereits erwähnt mussten wir unsere Uhren eine Stunde nach vorne drehen. Wir sind somit nur noch fünf Stunden im Rückstand, verglichen mit der Schweizerzeit. Die argentinische Währung ist der argentinische Pesos oder einfach Pesos. Die Währung variiert extrem, noch vor zwei Jahren waren 100 Pesos etwa CHF 35.- Wert, heute bezahlt man für 100 Pesos nur noch zirka CHF 16.50. Es wird erwartet, dass Argentinien in den nächsten Jahren zahlungsunfähig wird, aus diesem Grund wechseln die reichen Leute ihr Vermögen in US Dollar. Die Regierung verbot vor geraumer Zeit den US Dollar als Zahlungsmittel, seither kann man in Argentinien auch kein US Dollar mehr beziehen. An jeder Strassenecke kann man jedoch US Dollar verkaufen und zwar nicht zum üblichen Kurs von 1:5 sondern zu Kursen von durchschnittlich 1:8. Die Umwechselungskurse variieren extrem, vor wenigen Monaten bekam man noch einen Kurs von 1:10. Dies US Dollars werden den reichen Leute wiederum verkauft, welche einen Währungsverlust von 50% in Kaufnehmen um ihr Vermögen zu schützen. Da die Geldautomaten in Bolivien nicht funktionierten, konnten wir leider auch keine US Dollar mehr abheben, gerne hätte ich einen schönen Betrag gewechselt, um unseren Argentinienaufenthalt etwas zu verbilligen.

Kurz nach 11:00 Uhr stand der Bus bereit und wie immer gaben wir das Gepäck auf. Pro Gepäckstück mussten wir zwei Pesos bezahlen, was zwar nicht viel ist, aber die Busse hier in Argentinien sind ohnehin schon ziemlich teuer. Obwohl der Bus optisch einen guten Eindruck machte, waren die Sitze, vor allem für mich extrem unbequem. Meine beiden Schultern und Arme überlappten den Sitz und da dieser so extrem gewölbt war, erreichte mein Rücken die Sitzlehne nicht. Ich sass da wie ein gefaltetes Origami. Nach etwa 90 Minuten Fahrt, hielt der Bus bei einer Militärkontrollstation. Wir mussten alle Aussteigen, das Gepäck fassen und uns anstellen. Zuerst wurde der komplette Bus durchsucht und danach jedes einzelne Gepäckstück. Wir haben von solchen Kontrollen bereits im Internet gelesen, in der Nähe der Grenze angeblich sehr üblich. Dieses Mal war die Kontrolle etwas genauer, vor allem bei den einheimischen Leuten, unser Gepäck wurde nur so mittelmässig geprüft. 45 Minuten später sassen wir bereits wieder im Bus und die Fahrt nach „Salta“ ging weiter. Je mehr wir ins Landesinnere fuhren, veränderten sich langsam die Häuser. Zwar gab es immer noch die einfachen Backsteinbauten mit Wellblechdach, wie wir sie zu tausenden in Bolivien sahen, doch vermehrt erblickten wir schöne Landhäuser mit gepflegten Gärten.

Einigermassen pünktlich erreichten wir „Salta“ gegen 18:30 Uhr. „Salta“ liegt auf 1‘190 Meter über Meer, somit endet unsere Andentour. Als ich die Rucksäcke holte, forderte mich der Typ auf, ihm Trinkgeld zugeben. Wirklich? Schliesslich hatte er die Rucksäcke keine zwei Sekunden in der Hand. Ich gab ihm zwei 50 Cent Stücke, mehr Kleines hatte ich nicht, erfreut war er auf jeden Fall nicht. Wie wir später Recherchierten ist es üblich pro Gepäckstück zwei Pesos für das Ein- und das Ausladen zu geben. Auch die Einheimischen zahlen diese zwei Pesos.

Da es noch hell war und das Hostel nur zirka einen Kilometer entfernt war, liefen wir. Auf den ersten Eindruck gefiel uns „Salta“. Der Spaziergang zum Hostel war gemütlich, denn auch das Wetter und die Temperatur spielten mit. Im Hostel angekommen, führte uns der Besitzer gleich zu unserem Zimmer, die Formalitäten können wir später erledigen, meinte er. Auch danach merkten wir, dass man sich in diesem Hostel zuhause fühlen darf.

Unseren ersten Abend in Argentinien wollten wir mit einem guten Wein und einem köstlichen Stück Rindfleisch feiern. Wir fragten den Besitzer, ob er eine gute „Parilla“, ein argentinisches Steakhouse, kennt. Er zeichnete uns zwei Restaurants auf der Karte ein, welche in Gehdistanz zum Hostel lagen. Dann meint er noch, dass man in Argentinien üblicherweise nicht vor 22:00 Uhr essen geht und die Restaurant auch frühestens um 20:00 Uhr öffnen. Da wir wirklich Hunger hatten, entschieden wir uns ganz touristisch bereits um 20:00 Uhr essen zu gehen. Da wir das Restaurant „Viejo Jack“ zuerst ein wenig suchen mussten, waren wir vermutlich nicht ganz die ersten Gäste. Unser Menü hatten wir schnell zusammen: einen gemischten Salat, ein grosses „Chorizo Beef“ mit Kartoffelstock und eine Flasche rot Wein. Beim Wein hatten wir ein glückliches Händchen, der junge Malbec schmeckte herrlich. Auf das Essen mussten wir nicht lange warten, es war alles ein grosser Genuss, auch wenn das Steak zwei Minuten zu lang auf dem Grill war. Wir genossen das Essen und den Wein wie seit Wochen nicht mehr. Richtig glücklich und auch ziemlich vollgefressen liefen wir in unser Hostel zurück, wo wir bald zu Bett gingen.

Unser erstes Steak mit Wein in Argentinien!

Am Mittwochmorgen weckte uns der Lärm der Strasse, egal denn wir wollten das inbegriffene Frühstück sowieso nicht verpassen. Es war die erste Nacht seit langem, in welcher wir schwitzten. Es war ein wunderschöner Tag und es sollte noch bis knapp 30 Grad heiss werden. Nachdem Essen machten wir uns bereit und gingen kurzärmlig die Stadt erkunden. Zuerst besuchten wir den „Plaza de 29 Julio“, das Zentrum von „Salta“. Ein grosser Platz mit einer riesigen, rosaroten Kirche und vielen Restaurant, welche zu einem kühlen Bier einluden. Doch für ein Bier war es noch zu früh und wir wollten noch etwas entdecken.

Plaza in Salta Beim grossen Plaza in Salta

Wir erfreuten uns an den vielen Strassenständen, welche zum Beispiel perfekt angeordnete Früchte anboten. An einem Stand kauften wir zwei Empanadas, nicht unbedingt weil wir hungrig waren, sondern weil die Taschen hier so ausgezeichnet gut sind! Wir liefen weiter zum „Plaza del Lago“, einem Stadtpark mit einem kleinen See in der Mitte. Hier hätte man Pedalos mieten und herumpaddeln können, doch die Farbe der Pfütze war nicht sehr einladend. Wir liefen noch etwas umher und gingen dann zur Talstation der kleinen Bergbahn. Die Bahn führte auf den 200 Meter höher gelegenen „Cerro San Bernardo“. Gemäss unserem „Lonely Planet“, welcher erst ein Jahr alt ist, sollte die Fahrt und zurück 30 Pesos kosten. Wir mussten 50 Pesos berappen. Es ist nicht der erste Preis, welcher massiv aufgeschlagen hat. Man könnte schon fast meinen, dass die Argentinier den Währungsverlust mit Preisaufschlägen wettmachen. Die Fahrt, in der Schweiz hergestellten Luftseilbahn, dauerte nur 10 Minuten. Der Park oben auf dem Berg war sehr grün und gepflegt. Leider war die Aussicht auf die Stadt nicht perfekt, es war ein bisschen dunstig. Diesbezüglich waren wir die letzten Wochen extrem verwöhnt worden, der Himmel oberhalb der 3‘500 Meter über Meer war meist wolkenlos klar. Trotzdem genossen wir die Aussicht und spazierten noch etwas umher, bevor wir wieder herunterfuhren.

Plaza del Lago Luftseilbahn auf den Cerro
Sicht auf Salta Der gepflegte Park

Auf dem Weg zurück zum Plaza, wo wir uns das verdiente Nachmittags-Bier gönnen wollten, liefen wir an einigen schönen Häusern vorbei, zur „Iglesia San Francisco“. Die Kirche war sehr schön, leider was herum alles so verbauen, dass man nicht genügend Abstand für ein gutes Bild nehmen konnte. Beim Plaza bestellen wir uns das lokale Bier „Salta“. Bei knapp 30 Grad im Schatten eine genüssliche Abkühlung.

Iglesia San Francisco Auch das lokale Bier heisst Salta

Zurück im Hostel fragten wir, ob wir den Grill anfeuern dürfen, was kein Problem war. Auf dem schnellsten Weg ging es zum Supermarkt, wo wir uns etwas Gemüse, Holzkohle, Wein und ein anständiges Stück Fleisch kauften. Das Kilo vom guten Rindfleisch kostete lediglich 36 Pesos, irgendetwas um die CHF 6.- und auch eine gute Flasche Wein ist für diesen Preis zu kaufen. Zurück im Hostel versuchte ich den Grill einzuheizen, was mir leider wegen dem starken Wind nicht gelang. Der freundliche Besitzer kam sofort zu Hilfe und zeigte mir, wie das in Argentinien geht. Er nahm eine kleine Kerze, brach sie in zwei Stücke, zündete die Kerzen an und baute einen kleinen Turm mit der Holzkohle herum. Es dauerte zwar eine Weile, aber es funktionierte perfekt. Sara bereitete den leckeren Salat zu, während ich den Mais, die Zwiebel und das Fleisch zubereitete. Das Abendessen schmeckte super lecker, auch wenn ich nicht so eine leckere Kruste hinbrachte, wie der Grillmeister im Restaurant.

Grillen, grillen! Grillen, grillen!

Für den Donnerstag hatten wir uns viel vorgenommen. Wir mussten endlich unsere Argentinienreise zu Ende planen. Im Bolivien war das wegen der schlechten Internetverbindung unmöglich. Wir suchten im Internet nach Bussen und Flügen und besuchten noch das Büro einer Airline. Schlussendlich benötigten wir sechs Stunden bis wir eine gute Lösung zusammen hatten, welche in unser Budget passte. Auf dem Weg in die Stadt sahen wir eine gute „Parilla“, welche wir am Abend dann besuchten. Die Karte brauchten wir eigentlich nicht, wir bestellten das „Chorizo Beef“ mit Salat und einer Flasche des guten „Altitude 33 – Malbec“. An diesem Abend war das Fleisch perfekt gegrillt.

Wine & Beef - was wotsch meh?

Bilder: Salta

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